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sapere_aude Avatar

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Lorenz Prischinger, ein erfolgloser Schauspieler aus Wien, hat schon länger kein Engagement mehr gehabt, seine Freundin verlässt ihn und als seine Geldsorgen zu groß werden, beschließt er, seine Wohnung untervermieten und bei seiner Tante einzuziehen. Wenige Tage, nachdem er sich im Jugendzimmer seiner Cousine eingenistet hat, stirbt Lorenz‘ Onkel Willi und es versteht sich von selbst, dass seine Tante und ihre zwei Schwestern dessen letzten Wunsch erfüllen wollen, ihn in seinem Geburtsland Montenegro bestatten zu lassen. Da kein Geld für die Überführung da ist, platzieren sie den Toten kurzerhand auf dem Beifahrersitz des Pandas, den Lorenz bis an die Adria fahren wird.
Mit dieser Ausgangslage walzt Vea Kaiser los und zwar nicht nur vorwärts in Richtung Montenegro, sondern auch zurück in die turbulente Vergangenheit der Familie Prischinger, die sich nicht nur über mehrere Jahrzehnte, sondern auch über diverse Landesgrenzen erstreckt.
Die Sprache von Rückwärtswalzer ist Wienerisch gefärbt, menschlich und humorvoll. Mit den Tanten stehen drei unabhängige und eigensinnige, aber nie fehlerfreie Frauen als treibende Figuren im Mittelpunkt des Romans. Lorenz dagegen ist ein Hanswurst, der von seinen älteren Familienmitgliedern mehr lernen und entdecken kann, als er geahnt hat. Der programmatische alternative Untertitel des Buches „Die Manen der Familie Prischinger“ wird für all diejenigen Leser/innen, die mit dem Begriff der „Manen“ nichts anfangen können, freundlicherweise im Roman miterklärt, denn schrieb doch Lorenz‘ Exfreundin ihre altphilologische Doktorarbeit über die Manen in der römischen Mythologie, also über die weiterhin gegenwärtigen und Einfluss nehmenden Vorfahren. Dass sich mit der fortwährenden Präsenz dieser Personen gut leben lässt und dass es sogar hilfreich sein kann, diese dafür 1000 Kilometer auf dem Beifahrersitz mitzunehmen, ist nur eine Erkenntnis dieses lesenswerten Romans.