Niemand wird zurück gelassen

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daphne1962 Avatar

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Blut ist dicker als Wasser. Das trifft auf die Geschichte der Familie Prischinger
zu. Das wird Lorenz Prischinger noch lernen, der Neffe der Tanten Mirl, Hedi und Wetti. Auch wenn das noch ein ganzes Jahr dauern wird.

Lorenz ist mal wieder chronisch pleite. Er hat gerade kein Arrangement beim
Fernsehen. Er ist Seriendarsteller. Aber es läuft auch so nicht rund. Er kann
die Miete nicht bezahlen, da sind noch offene Rechnungen von seinen
Internet Bestellungen und jede Minute könnte der Gerichtsvollzieher vor der
Tür stehen. Erst mal zu den Tanten und Onkel Willi flüchten. Da fühlt es sich
heimelig und geborgen an. Dort wird erst mal ordentlich gegessen, dann geht es der Seele wieder besser. Zu allem Unglück ist auch noch seine Freundin Stephi nach Heidelberg gezogen von Wien zu weit weg. Eine Fernbeziehung tut jetzt erst Recht nicht gut.

Parallel lernen wir Onkel Willi kennen, wie er in Montenegro im Gebirge
aufwuchs und mit seinen Eltern ans Meer gezogen ist und dort eine ganz neue Welt kennen lernte. Wie der Leser sich denken kann, kreuzen sich eines Tages die Wege von Hedi und Willi auf schicksalshafte Weise. Onkel Willi wie auch Tante Hedi haben schwere Schuld auf sich geladen. Beide sind Schuld am Tod eines geliebten Menschen. Das verbindet die Beiden bis zum Tode von Onkel Willi. Dieser hatte immer den Wunsch in Montenegro neben seiner
Familie beerdigt zu werden.

Diesen letzten Willen wollen die Schwestern Prischinger Onkel Willi natürlich
erfüllen. Allerdings fehlt das Geld für eine ordentliche Überführung dorthin.
Kurzerhand beschließen sie Onkel Willi selbst nach Montenegro zu bringen.
Lorenz muss sie fahren. Der glaubt er träumt. 1029 km Fahrt mit einer Leiche
im Auto. Gegen die Argumente seiner Tanten kam er noch nie an.

Die Autorin Vea Kaiser hat mich mit dieser skurrilen Lebensgeschichte so
dermaßen gut unterhalten, das alle Figuren so lebendig vor meinem Auge
erschienen. Wie schon in ihrem Roman "Makarionissi" fehlte auch hier der
schwarze Humor nicht. Das machte die Geschichte noch lebendiger. Wer
glaubt, hier herrschte nur Harmonie, der irrt. Es gleicht so manches Mal
einem Kriegsschauplatz, wie die Meinungen der Tanten, ihren Männern
und Töchtern auseinander gehen.

Der Faible für griechische Mythologie, bei dem die Autorin viele Vergleiche
in die heutige Zeit einfließen lässt, macht so manche Szene zu einer
einzigartigen Geschichte. Auch viele schöne alte österreichische Begriffe
dürfen hier nicht fehlen. Für eine noch recht junge Autorin sehr erstaunlich,
wie respektvoll sie die alten Traditionen und auch Sprache am Leben erhält.
Ich bin so froh, dieses Buch ausgewählt zu haben.