„Niemand wird zurückgelassen“

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sikal Avatar

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Als Lorenz Prischingers Leben auf dem Nullpunkt landet, seine Schauspielkarriere nicht so läuft wie er es gerne hätte, seine Freundin ihn verlässt und auch kein Geld mehr auf dem Konto ist, sieht er keinen Ausweg mehr. Doch zum Glück hat er noch seine drei alten Tanten und seinen Onkel Willi, die ihn gerne bei sich aufnehmen und sich rührend um ihn kümmern. Essen, essen, essen – heißt es nun für Lorenz, denn dieses wird von den Tanten als Problemlöser für jede Situation eingesetzt. Während Lorenz noch grübelt was er denn nun mit seinem Leben anfangen soll, redet ihm Onkel Willi ins Gewissen…

Doch plötzlich ist alles anders: Onkel Willi stirbt überraschend und nun wachsen die Tanten förmlich zu einer organisatorischen Höchstleistung. Willi wollte nämlich in seinem Geburtsland Montenegro beigesetzt werden, was natürlich ob der finanziellen Möglichkeiten der Tanten (und auch Lorenz) auf offiziellem Weg nicht möglich ist. Das Geld, das Willi dafür angespart hatte, hat Tante Hedi der gemeinsamen Tochter Nina für ihren Traum gegeben.

Es gibt nun nur eine Möglichkeit: Die vier Prischingers und der tote Onkel Willi fahren mit dem Fiat Panda auf eigene Faust nach Montenegro. Dass hierbei nicht alles glatt läuft, versteht sich von selbst.

Auf diesem 1000-km-Roadtrip erfährt man nun einiges über die Prischingers. Über Tante Mirl, deren einziges Ziel als junges Mädchen war, ihrem Heimatort den Rücken zu kehren, um ein Leben in der Stadt an der Seite eines wohlhabenden Mannes zu fristen. Dass dies alles sich nicht so entwickelte, versteht sich von selbst. Oder Tante Wetti, die sich schon immer mehr für Tiere als für Menschen interessierte, als Putzfrau im Naturhistorischen Museum arbeitete und schon früh lernen musste, dass man Männern nicht trauen darf. Dafür kämpfte sie wie eine Löwin gegen die Anfeindungen, die ihre dunkelhäutige Tochter ertragen musste. Und natürlich erfährt man auch vieles über das Leben von Hedi und Willi, von frühen Verlusten, Enttäuschungen und dem Entdecken, dass Vertrauen und Zusammenhalt das Wichtigste im Leben ist. „Niemand wird zurückgelassen“ – ist das Motto der Familie und begleitet die seltsame Truppe auch auf dem Weg nach Montenegro.

Wer die Autorin Vea Kaiser bereits aus ihren Romanen „Blasmusikpop“ und „Makarionissi“ kennt, weiß, dass sie wunderbar mit einer facettenreichen Sprachkunst spielen kann. Ihren Stil, nicht alles auszusprechen und dem Leser noch Raum für eigenes zu geben, schätze ich sehr.

Eine breite Palette an Emotionen bekommt man während des Lesens geboten, Wortspielereien tun das übrige und historische Gegebenheiten zwischendurch eingeflochten, ergänzen diese Familiengeschichte, die mich zu 100 Prozent überzeugt hat.
Dieses Buch war bereits das dritte, das ich von der Autorin gelesen habe und es hat mich wieder überzeugt. Gerne vergebe ich für die Prischingers 5 Sterne.