Sympathischer Protagonist in einer überraschend zugänglichen Welt

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ellus Avatar

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Mit Hoodie Rosen ist Isaac Blum ein unglaublich sympathischer Protagonist gelungen, dessen Stimme, Humor und Sicht auf die Welt mich wirklich angesprochen haben und mir eher bekannt als fremd vorkamen, obwohl sie aus einer ganz eigenen, parallelen Gesellschaft kommen.

Hoodies Geschichte hat mich an mehr als einer Stelle überrascht, vor allem wie amüsant und leichtfüßig sie auf einer Seite ist, und wie dramatisch und berührend auf der anderen Seite.
Ich war überrascht, wie locker Hoodie seine Jugend und sein Familienleben mit seinen herrlich schrägen Schwestern auch in einer orthodoxen jüdischen Gemeinde wahrnimmt und beschreibt, allerdings beruht die Überraschung hier wohl eher auf klischeebehaftetem Denken meinerseits, schließlich sind Teenager vor allem Teenager, auch wenn oder gerade weil sie in einer Gemeinschaft mit strengen Regeln aufwachsen. Außerdem ist Hoodie im Vergleich zu seinen Freunden wohl auch tatsächlich eine Ausnahme in seiner Gemeinschaft.

Sehr spannend fand ich, dass er nicht rebelliert oder sich gegen Familie und Glaubensgemeinschaft auflehnt, sondern vielmehr durch den ihnen entgegengebrachten Antisemitismus, eine zufällige Freundschaft und seinen Wunsch zu helfen in eine Situation gebracht wird, in der er trotz guter Absichten gegen die Regeln des Talmud verstößt.
Erwachsenwerden und einen eigenen Platz in der Familie, der Gesellschaft und der Welt zu finden ist für jeden jungen Menschen schwierig, aber die Vielzahl an Regeln, Auslegungen und Interpretationen zu navigieren macht es wirklich nicht einfacher.

Das Buch bietet einen klug geschriebenen, gut verständlichen und sehr zugänglichen Einblick in eine eher unbekannte Lebenswelt, die man durch die liebenswerten Charaktere sehr persönlich erlebt.