Ein Auge zudrücken...

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igela Avatar

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Der Lehrer Frederick Hagel wird beschuldigt seine Frau Linda getötet zu haben. Als Mitarbeiterin der Chase Modern Bank hat Hagel sie der Steuerhinterziehung beschuldigt, es kam zum Streit und kurz darauf ist Linda tot. Hagel wird in die psychiatrische Klinik in Massachusetts eingewiesen, in der gefährliche Verbrecher einsitzen. Eines Tages sieht er in einem Baseball Spiel im TV ,ein ihm bekanntes Gesicht und er beschließt sich zu rächen…zu rächen für 18 Jahre ,die er hinter Gittern verbringen musste.

Das erste Kapitel ist mit grossen Rätseln versehen , in dem Vieles vage angedeutet wird und Lust auf mehr macht. Zwar kann man in dem Moment die Verbindung zwischen der Hauptperson Hagel und den erwähnten Personen noch nicht sehen,doch das Interesse war bei mir definitiv geweckt.Dann springt der Autor zurück ins 1988 und es entwickelt sich eine rasante, berührende und auch beunruhigende Geschichte. Lange verweilt der Autor beim Leben Hagels in der geschlossenen Psychiatrie, das sehr anschaulich und bedrohlich beschrieben wurde. Zwischen den Zeilen bekommt man doch eine gewisse Aggression seitens der Wärter mit, obwohl brutale Szenen in dieser Richtung fehlen.Ein paar Handlungssprünge und Szenen, die nicht relevant für die Geschichte sind, haben mich hier leicht gestört. Wie zum Beispiel Seite 73, als die Versorgung von Patienten im Stromausfall mit einem Stromaggreat beschrieben wird. Doch diese Information verläuft im Sande, da direkt im Satz danach das Schnee schaufeln der Häftlinge thematisiert wird. Da frage ich mich , was wollte der Autor denn genau damit sagen?Warum muss ich als Leser wissen, was im Notfall geschieht, wenn dieser Notfall nicht eintrifft in der Geschichte?Solche Beispiele kamen einige vor in der Story.

Mit dem Schreibstil hatte ich ehrlich gesagt meine Probleme. Die Sätze sind sehr einfach gehalten,wirken abgehakt und brüchig.Immer wieder gibt es in meinen Augen Logiklöcher. Zum Beispiel lässt Hagel bei einem Besuch in der Klinikwerkstatt einen Schraubenzieher mitgehen , die Werkzeuge werden stets akribisch durch gezählt. So nehme ich an ,dass das Fehlen bemerkt wurde….doch niemand kommt auf die Idee bei ihm nach dem fehlenden Schraubenzieher zu suchen?Das ist doch in einer Anstalt für Schwerverbrecher höchst unwahrscheinlich!

ACHTUNG: SPOILER:

Oder die Sache mit der Flucht: Hagel wurde während 18 Jahren mit einer Stunde Freigang pro Tag (mit gefesselten Füssen)und mit Medikamenten ruhig gestellt. Trotzdem kann er bei der Flucht tagelang rennend durch die Wälder entkommen ? Eher unwahrscheinlich, dass ein sportlich inaktiver Mensch mit Massen Medikamenten im Blut dies schafft.

Gestaunt habe ich auch, dass ein 18 Jahre lang weg gesperrter Mensch, der über keinerlei finanzielle Mittel verfügt, sich auf der Flucht doch von Computer über Drucker bis zu Kleidung, Motels und falschen Bärten allerlei kaufen kann.

Wenn man über gewisse unlogische Handlungen hinweg sieht, kommt man in den Genuss von einem rasanten Spannungsroman,der nicht unbedingt das Wörtchen "Thriller" auf dem Cover tragen sollte. Denn dafür hätten genau die besagten , nur angedeuteten Szenen in der Psychiatrie beschrieben sein müssen.