Pageturner mit kleinen Ungereimtheiten

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Als Frederick Hagel herausfindet, dass seine Frau Linda, welche für eine Bank tätig ist, in illegale Geschäfte verwickelt ist, versucht er, sie zur Rede zu stellen. Doch sie blockt jeden Versuch eines Gesprächs ab und weist ihn an, sich aus ihren Angelegenheiten herauszuhalten. Kurz darauf wird Linda ermordet und ihr Mann Frederick wird für das Verbrechen in die geschlossene forensische Psychiatrie eingewiesen. 18 Jahre seines Lebens wird er dort mit Medikamenten ruhig gestellt, bis er eines Tages durch Zufall eine unglaubliche Entdeckung macht …

Schon das düstere Cover dieses Thrillers ist mir direkt ins Auge gefallen. Ganz in schwarz-weiß gehalten, erzeugt es eine beklemmende Atmosphäre und hat mich auf die Geschichte neugierig gemacht. Auch die Handlung selbst hat mich sofort gefesselt. Gleich zu Beginn erfährt der Leser von Lindas illegalen Machenschaften und erlebt Fredericks verzweifelte Versuche, sie davon abzubringen. Ich konnte mich direkt in ihn hineinversetzen und seine Verwirrung und Verzweiflung nachvollziehen. Als er dann auch noch für den Mord an seiner Frau in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen wird, beginnt für ihn ein jahrelanger Albtraum.

Eindrücklich und beklemmend beschreibt David Sedlaczek Fredericks Leben in der Psychiatrie. Anfänglich noch von dem Drang getrieben, diesem Ort zu entkommen, stumpft er schließlich von den vielen Medikamenten betäubt mehr und mehr ab, bis er nicht mehr er selbst ist. Mit seinen Beschreibungen hat mich der Autor in seinen Bann gezogen und mich des Öfteren erschauern lassen. Ich konnte meinen Tolino kaum aus der Hand legen und wollte unbedingt immer weiter lesen.
„Runway“ bleibt die gesamte Handlung über unglaublich spannend und temporeich. Der Titel hält, was er verspricht und man hat zwischendurch kaum Zeit Luft zu holen, so schnell „fliegt“ man durch die Geschichte. Auch der knappe, prägnante Schreibstil trägt dazu bei, dass sich dieser Thriller zu einer atemlosen Jagd entwickelt.

Mein einziger Kritikpunkt, welche bei mir auch zu einem kleinen Abzug führt, sind meines Erachtens nach einige Ungereimtheiten in der Handlung.

ACHTUNG SPOILER
18 Jahre lang wird Frederick mit Medikamenten vollgepumpt, bis er kaum noch klar denken kann. Dennoch gelingt es ihm schließlich scheinbar mühelos, aus einer bestens gesicherten geschlossenen Psychiatrie auszubrechen?! Irgendwie ließ mich das beim Lesen doch sehr stutzen. Auch im weiteren Verlauf der Handlung gelangt er immer wieder durch Zufall an Geld, fälscht sich Ausweise und bricht in Behörden ein (und dass, obwohl er vorher Lehrer und kein Krimineller war?) oder eignet sich spielend leicht Computer- und Internetkenntnisse an. Auch dass man seinen Tod vortäuschen und dann jahrelang unentdeckt fröhlich weiterleben kann, ist doch irgendwie etwas unglaubwürdig.
ENDE SPOILER

Insgesamt ist „Runway“ ein temporeicher Pageturner mit einem überzeugenden Ende, den man kaum aus der Hand legen kann! Aufgrund der oben genannten Ungereimtheiten erhält dieser Thriller von mir 4 von 5 Sternen.