Unglaubwürdig

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emmmbeee Avatar

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Frederick Hagel soll seine Frau umgebracht haben. Dafür kommt er nicht ins Gefängnis, sondern in eine psychiatrische Anstalt. Doch dann sieht er sie bei einer TV-Übertragung – lebend!
Es gelingt ihm, aus der Klinik zu fliehen und forscht dieser verblüffenden Momentaufnahme nach. Er hat erkannt, dass sie war, die ihn in die Anstalt gebracht hat, weil er sie von ihrem verbrecherischen Treiben abbringen wollte. Er jagt seiner Frau hinterher, deren illegale Tätigkeiten er nun endlich aufdecken will, und fordert seine Rache ein.
Was mich erstaunt hat, gleich zu Beginn des Textes, sind die wie selbstverständlichen Übergriffe auf Frauen. Man kann nicht einfach nach dem Arm der Kellnerin greifen, seine Hand beiläufig auf die einer Unbekannten legen, ohne dass zumindest eine abwehrende Reaktion beschrieben wird. Auch kommen sehr viele unwahrscheinliche Abläufe in der Handlung vor, richtig unglaubhaft wirkt dieser Frederick manchmal. Er hat bei seinen Aktionen allzu viel Glück. Auch seine Geldreserven scheinen unerschöpflich zu sein, denn er hat laufend grosse Ausgaben. Zudem: Die in einer psychiatrischen Klinik verabreichten Medikamente, durch die laut Klappentext Fredrick gefügig gemacht wurde, lassen wohl kaum eine solche Entschlossenheit zur Flucht zu.
An diversen Stellen missfallen mir die häufigen Wortwiederholungen im selben Absatz. Bei allem Wohlwollen, auch die Dialoge wirken weitgehend gekünstelt. Sprachlich also ist das Buch nicht gerade der Hit, und bei über 400 Seiten muss man sich teils regelrecht durchkämpfen. Aber es ist ein Debüt, der Autor steht ja erst am Anfang und hat noch viel Luft nach oben.
Der Spannungsbogen ist bei alldem straff gespannt. Zwar bin ich nicht unbedingt eine Thrillerleserin, kann mich der Gänsehaut, dem Sog der Handlung jedoch nicht entziehen: Insgesamt ist das wohl ein spannendes Buch.