Ziemlich genial

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mara_bücherherz Avatar

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Der Satz " Geh chillen Sherlock - Hier kommt Garvie Smith", trifft den Nagel eigentlich ziemlich gut auf den Kopf.
Zu Anfang war mir der Protagonist allerdings unfassbar unsympathisch;:Ein Jugendlicher, mit einer Gabe, die sich viele Leute wünschen würden: Ein fotografisches Gedächtnis. __________ Wie praktisch wäre das damals in der Schule gewesen, und wie praktisch auch heute noch?! Endlich keine elende Lernerei mehr, einmal aufpassen genügt. … Aber nicht so Garvie: Dieser ist von seinem Leben nämlich gelangweilt, absolut gelangweilt. In der Schule passt er nicht auf und hat trotz seines angeblich hohen IQ's die schlechtesten Noten. Er chillt lieber, trinkt, raucht oder kifft.
Außerdem ist er ziemlich unausstehlich seiner Mutter gegenüber, er hat noch nicht begriffen, dass sie nur das Beste für ihn will & wie das so bei Teenagern ist, dauert das auch noch eine Weile.
Garvie ist also absolut kein einfacher Mensch und ich, als Leserin hatte Anfangs meine Schwierigkeiten, mit ihm klar zu kommen. Dabei ist er für dieses Buch ein wirklich toller Charakter.
Er stürzt sich eigentlich gar nicht wirklich in die Mordermittlungen, wie man das vom Klappentext her erwarten würde, sondern macht mehr oder weniger das, was er sonst auch macht... Chillen und reden und Leuten auf die Nerven gehen.
Dass er dabei zufällig über Informationen stolpert die den Mordfall betreffen und ständig Kommissar Singh begegnet ist eigentlich eher, naja, Zufall. Ok, vielleicht nicht immer...
Die Leute vom Scotland Yard, ganz besonders Mr. Singh sind gar nicht begeistert davon, dass Garvie ständig da auftaucht wo sie sind. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der leitende Ermittler meine anfängliche Abneigung gegen Garvie teilt.
Allerdings ist die Art wie Garvie Zusammenhänge kombiniert genial, auch wenn er nicht so wirklich zu "normaler" zwischenmenschlicher Kommunikation in der Lage zu sein scheint. (s. Gespräch mit Jessica über Füße).
Das Buch hat mich mehrmals sehr stark überrascht. Garvie wurde von Seite zu Seite sympathischer, vielleicht auch deswegen, dass man ihn besser versteht, nach einer Weile.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, einzigartig und individuell. Sie passen nicht wirklich zusammen (Garvie und Mr. Singh) und doch macht genau das auch einen großen Teils des Charmes dieses Buches aus.
Das Ende hat mich überrascht. Eigentlich war es ziemlich banal, aber doch genial gemacht, ich hatte es nicht mehr erwartet.
Zwischendurch habe ich immer wieder gedacht "Jetzt haben sie ihn", dann aber bemerkt, dass das Buch noch nicht einmal annähernd dem Ende zu ging.
Running Girl ist super spannend, gut gemacht und definitiv mal was anderes! Ich kann es nur wärmstens empfehlen.