Ukrainisch-moldawisch-jüdisch-russische Welt im deutschen Osten
Dmitrij Kapitelman versucht mit den russischen Spezialitäten seine ukrainisch-moldawisch-jüdisch-russische Welt im deutschen Osten der Leserschaft nahezubringen.
Mit acht Jahren aus dem ukrainischen Kijiw als Kontigentflüchtling ins sächsische Leipzig gekommen, wird bald das Geschäft (russ.Магазин) der Eltern zum bestimmenden Lebensmittelpunkt. Hier treffen sich die Nashi (die Unseren, steht für osteuropäische Nationalitäten, vorwiegend aus den Ländern der untergegangenen Sowjetunion), seltener deutsche Kunden. Hier lebt er als Kind und Jugendlicher wie in einer Blase und verliert sich manchmal in Traumwelten (sprechende Fische).
Der Ich-Erzähler ist eindeutig als der Autor zu erkennen. Sein extravaganter Sprachstil forderte mich hier und da. Dmitrij Kapitelman balanciert mit Wörtern wie ein Akrobat, kreiert neue Wörter und ungewöhnliche Wortzusammensetzungen, schafft teilweise ganz bizarre bis absurde Bilder. Einiges habe ich nicht verstanden. Ich kann es auch nicht interpretieren. Da fehlt mir wahrscheinlich die Fantasie, die er in seinen vielen humorigen, anekdotisch anmutenden Szenarien trotz auch ernster Themen zum Ausdruck bringt. Witzig finde ich die Beschreibungen der Zustände im Laden (bspw. die nervige Ladenklingel, die extreme Langsamkeit von Ira, der sich wiederholende, gleichbleibende Speiseeiskauf vom alten Genadij u.v.m.). Auch bemerkenswert ist Dimas Angst vor fehlenden russischen Wörtern.
Im Fokus seiner Geschichte steht im ersten Teil das Geschäft und im zweiten Teil die Reise nach Kiew. Ein großes Problem, das Dima sehr beschäftigt, ist das irrationale Verhältnis seiner geliebten Mutter zu Russland. Außer der Sprache verbindet die Mutter nichts mit dem russischen Staat, trotzdem glaubt sie dessen Propaganda und der Kriegsberichterstattung (was für eine Diskrepanz). Das Massaker in Butscha hält sie für Fake. Die Verzweiflung, die Zerrissenheit des Sohnes teilt sich mir mit, ist schmerzlich zu spüren. Er entschließt sich in die Ukraine zu fahren und besucht Verwandte, Freunde und Bekannte. Dort findet er neben der erstaunlichen Normalität und Alltäglichkeit des Lebens überall Spuren des Krieges wie junge kriegsverletzte Männer im Straßenbild, unbeachtet von den Passanten.
Für ihn selbst hat die Reise wichtige Erkenntnisse gebracht.
„Heimat ist der Ort, der einem nie egal wird. Kyjiw.“ S.179
Doch im Umgang mit seiner Mutter hinsichtlich der prorussischen Einstellung ist er leider keinen Schritt weitergekommen. Er kann sich ihr gegenüber nicht Luft machen und Tacheles reden. Eine Erklärung liefern mir die letzten Seiten des Buches. Vielleicht!?
Mit acht Jahren aus dem ukrainischen Kijiw als Kontigentflüchtling ins sächsische Leipzig gekommen, wird bald das Geschäft (russ.Магазин) der Eltern zum bestimmenden Lebensmittelpunkt. Hier treffen sich die Nashi (die Unseren, steht für osteuropäische Nationalitäten, vorwiegend aus den Ländern der untergegangenen Sowjetunion), seltener deutsche Kunden. Hier lebt er als Kind und Jugendlicher wie in einer Blase und verliert sich manchmal in Traumwelten (sprechende Fische).
Der Ich-Erzähler ist eindeutig als der Autor zu erkennen. Sein extravaganter Sprachstil forderte mich hier und da. Dmitrij Kapitelman balanciert mit Wörtern wie ein Akrobat, kreiert neue Wörter und ungewöhnliche Wortzusammensetzungen, schafft teilweise ganz bizarre bis absurde Bilder. Einiges habe ich nicht verstanden. Ich kann es auch nicht interpretieren. Da fehlt mir wahrscheinlich die Fantasie, die er in seinen vielen humorigen, anekdotisch anmutenden Szenarien trotz auch ernster Themen zum Ausdruck bringt. Witzig finde ich die Beschreibungen der Zustände im Laden (bspw. die nervige Ladenklingel, die extreme Langsamkeit von Ira, der sich wiederholende, gleichbleibende Speiseeiskauf vom alten Genadij u.v.m.). Auch bemerkenswert ist Dimas Angst vor fehlenden russischen Wörtern.
Im Fokus seiner Geschichte steht im ersten Teil das Geschäft und im zweiten Teil die Reise nach Kiew. Ein großes Problem, das Dima sehr beschäftigt, ist das irrationale Verhältnis seiner geliebten Mutter zu Russland. Außer der Sprache verbindet die Mutter nichts mit dem russischen Staat, trotzdem glaubt sie dessen Propaganda und der Kriegsberichterstattung (was für eine Diskrepanz). Das Massaker in Butscha hält sie für Fake. Die Verzweiflung, die Zerrissenheit des Sohnes teilt sich mir mit, ist schmerzlich zu spüren. Er entschließt sich in die Ukraine zu fahren und besucht Verwandte, Freunde und Bekannte. Dort findet er neben der erstaunlichen Normalität und Alltäglichkeit des Lebens überall Spuren des Krieges wie junge kriegsverletzte Männer im Straßenbild, unbeachtet von den Passanten.
Für ihn selbst hat die Reise wichtige Erkenntnisse gebracht.
„Heimat ist der Ort, der einem nie egal wird. Kyjiw.“ S.179
Doch im Umgang mit seiner Mutter hinsichtlich der prorussischen Einstellung ist er leider keinen Schritt weitergekommen. Er kann sich ihr gegenüber nicht Luft machen und Tacheles reden. Eine Erklärung liefern mir die letzten Seiten des Buches. Vielleicht!?