Berliner tristesse

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marapaya Avatar

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Es beginnt wie ein klassischer Frauenroman: Frau findet durch Zufall heraus, dass ihr holder Göttergatte sie seit Jahren schamlos betrügt und entdeckt nach kurzem Katzenjammer die starke, emanzipierte Frau in sich, die nun ihr Leben in die eigenen Hände nimmt und sich auf die Suche nach sich selbst begibt, um am Ende dem Richtigen zu begegnen, mit dem sie in den Sonnenuntergang reiten kann... aber Charlotte wird durch die Trennung von ihrem notorischen Fremdgängermann auf eine andere alte Wunde ihres Lebens gestoßen, die sie wesentlich mehr beschäftigt als ihre gescheiterte Ehe. Charlottes Schwester Doro ist seit Jahren verschwunden und hat den Kontakt völlig abgebrochen. Irgendetwas ist zwischen den Schwestern vorgefallen, was beide sich nicht verzeihen können und wollten. Doch nun will Charlotte neu durchstarten und ihr Leben in Ordnung bringen. Sie macht sich auf die Suche nach Doro und klappert alte Freunde und Bekannte ab. Ulrike Herwigs Roman überzeugt mit seinem leicht bissig-ironischen Ton und dem flüssigen Erzählstil über die von ihrem Alltag und zuweilen von sich selbst genervte Protagonistin. Wiedereinmal ist Berlin Schauplatz des Geschehens und auch die Prenzlberger müssen obligatorische Seitenhiebe wegstecken, dennoch scheint die Stadt nicht die Hauptrolle zu spielen und die Leseprobe auf eine Handlung mit gehaltvollem Kern zu verweisen.