Leider zu undurchdacht

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
soleil Avatar

Von

Vor einigen Wochen habe ich sehr begeistert "Wildniss ist ein weibliches Wort" von Abi Adrews gelesen, in dem sich eine junge Frau aus England auf in die Wildnis nach Kanada, über Grönland und das Meer, gemacht hat. Etwa ähnliches habe ich auch von diesem Buch erwartet, denn Weltenreisende haben ziemlich viel zu erzählen.
Aber Lea Rieck macht es ihren Lesern erst einmal nicht ganz so leicht. Sie wirkt in ihrer Art unheimlich unreif und gutgläubig, scheint kaum vorbereitet zu sein auf etwas, das eigentlich gut durchdacht sein will. Irgendwie scheint sie stets aus einer Laune heraus zu agieren. Sie weiß nicht einmal, wie ihr Motorad funktioniert, geschweige denn, dass sie wüsste, wie es zu repaieren ist - sie ist obendrein noch nie damit gefahren, wenn es beladen war ... Aber sie macht sich auf, in das Abenteuer ihres Lebens zu starten. Zunächst einmal jedoch in ein bekanntes großes Sternehotel, wo sie sich von einem jungen Mann aushalten lässt, der ihr eigentlich nichts bedeutet und den sie zwischen den Zeilen sogar verachtet. Als es dann in der Nacht in Istanbul zum Militärputsch kommt, rennt sie naiv-dumm in knapper Kleidung mitten hinein, und hat Glück, dass der Portier sie abfängt. Als Leser muss man also leider recht tapfer sein, um so viel Naivität auszuhalten. Es ist zu hoffen, dass sich das in den fortschreitenden Seiten bessert. Da ich jedoch den Verdacht hege, dass dem nicht so ist und die Autorin zudem auch ein elendes Bild einer Landsmännin im besuchten Ausland abgeben wird, möchte ich nicht weiterlesen. Fast fürchte ich, dass ich aus dem Fremdschämen nicht herauskäme.