Emotional und ehrlich

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lunamonique Avatar

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„Sag dem Abenteuer, ich komme – Wie ich mit dem Motorrad die Welt umrundete und was ich von ihr lernte“ ist das Debüt-Reisebuch von Autorin Lea Rieck.

„Plötzlich weiß ich ganz genau, was zu tun ist. Einfach so. Ohne ein Wenn oder tausend Aber. Dies ist meine Zeit. Meine Chance. Vielleicht die einzige, die sich mir jemals bieten wird. Ich will dorthin, wo Avocados am Baum hängen, wo Bananenstauden stehen und wo der Reis, den ich so liebe, auf üppigen, grünen Feldern wächst: „Ich habe den Job. Aber ich mache eine Weltreise auf dem Motorrad.“

Eine Volontärin, die die Büropflanzen mit Evian-Wasser gießt, ist der kuriose Auslöser für ein Weltreise-Abenteuer. Der großen Sehnsucht, die in den meisten von uns schlummert, gibt Lea Rieck in einem ungewöhnlichen Augenblick ihres Lebens nach. Denn sie hat gerade die Nachricht erhalten, dass es mit dem neuen Job klappt. Was im ersten Moment seltsam erscheint, ist schnell einleuchtend. Die Begeisterung für die Entscheidung steckt an. Auf der ersten ausklappbaren Seite lässt sich die Reiseroute der Weltenbummlerin nachvollziehen. Viele Reisestationen sind nicht geplant. Der Zufall hat auch bei dieser Weltreise die Finger im Spiel. Überraschend ist die Bucheinteilung mit Überschriften wie „Mut“, „Leidenschaft“, „Glaube“, „Empathie“. Tatsächlich ist der Titel Programm. Lea Rieck erzählt hauptsächlich von Orten und Begegnungen, die ihr etwas bewusst gemacht und/ oder in ihr etwas verändert haben. Neben den Anekdoten nehmen Erkenntnisse und Lebensweisheiten viel Gewicht ein. Gewöhnungsbedürftig sind die abrupten Reise- und Zeitsprünge. Ein bisschen wirkt das Reisebuch wie ein Flickenteppich. Zu viele Erlebnisse, die nicht auf die paar hundert Seiten gepasst hätten, und deswegen ein Exkurs in eine Auswahl der Länder. Fotos machen das Abenteuer zusätzlich greifbar. Auch der Humor blitzt bei manchen Reiseerfahrungen durch. Davon hätte es gerne mehr geben können. Abschiede und Neuorientierungen, es sind die besonderen Begegnungen, die Reise und Buch Gewicht verleihen. Am Berührendsten ist der Zufallsstopp an einer Steinhütte in Pakistan und das Gespräch mit der Hunzukuc-Familie. Fremde Menschen heißen willkommen, öffnen ihre Herzen, sind hilfsbereit und beschützen. Eine Frau allein mit dem Motorrad unterwegs, das ist etwas Besonderes. Angst vorm Scheitern, der inneren Dunkelheit, eine Achterbahn der Emotionen. Den vorgeschriebenen Weg verlassen, sich ins Ungewisse stürzen. Am meisten Herzenswärme verströmt das letzte Buchdrittel. Es bleiben offene Fragen. Was ist Schenja passiert? Längst sind einem ein paar Menschen der Reise selbst ans Herz gewachsen.

Die Coverszene wirkt ein bisschen sehr gestellt. Im Vordergrund stehen Titel und Untertitel. In „Sag dem Abenteuer, ich komme“ geht es nicht nur um Glück sondern auch um Tiefschläge, Zweifel und Zerrissenheit. So mancher emotionale Ausbruch überrascht, zeigt aber auch die Ehrlichkeit der Autorin. Das Buch macht Mut, sich seinen Wünschen, Träumen und den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen, und es macht Lust auf die Welt mit ihren unbekannten Facetten und besonderen Vielfalt.