Um die Welt auf dem Schicksalsesel

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amara5 Avatar

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„Sag dem Abenteuer, ich komme – Wie ich mit dem Motorrad die Welt umrundete und was ich von ihr lernte“ der Autorin Lea Rieck ist rund 380 Seiten lang und im Kiepenheuer & Witsch Verlag als Paperback erschienen.

Lea ist Anfang 30 und kündigt ihren wohlsituierten Verlagsjob in München, um auf ihrem Motorrad "Cleo", eine Triumph Tiger, einmal um die Welt zu fahren. In 18 Monaten reist sie durch 50 Länder, sechs Kontinente und fährt rund 90.000 Kilometer. Es soll kein Selbstfindungstrip werden, eher ein Kennenlernen der Welt und Lea erwartet, dass sie dieser Trip als Einzelkämpfer eher härter werden lässt.

Unterteilt in acht Hauptkapiteln mit Titeln wie Mut, Leidenschaft, Glaube, Empathie, Loslassen und Vertrauen erzählt die Autorin offen über ihre Emotionen während der Reise durch Länder wie Russland, China, Pakistan, Indien, Thailand, Australien, Chile, Peru und den USA - wunderschön bildhaft schildert sie die eindrucksvolle Natur und imposanten Denkmäler um sie herum und sehr emotional und detailreich schreibt sie über ihre Begegnungen und Abschiede mit Einheimischen und Mitreisenden, die auch sie verändern werden. So reihen sich neben recht skurillen Anekdoten und gefährlichen Erlebnissen auch viele Erkenntnisse und innere Entwicklungsprozesse und Lea lässt die Leser auch an Tiefpunkten teilhaben, wie in Tasmanien, wo die Leichtigkeit des Reisens eine leichte Depression auslöst und Lea sich ihrer Einsamkeit stellt. Sie lernt, Hilfe anzunehmen, Härte abzulegen und wichtige Menschen an sich heranzulassen - und wird am Ende ihrer Reise weicher zurück in der Heimat ankommen.

Es ist ein inhaltlich und optisch gelungenes Buch des Genre Reiseberichte geworden - auf der ersten ausklappbaren Umschlagsseite lässt sich die Reiseroute nachvollziehen und auf drei Bilderstrecken zeigt die Autorin selbstgeschossene Fotografien der Reise - eindeutiges Erkennungsmerkmal ist das rote Kleid, dass sie in jedem Land trägt. Die Journalistin und Mediaberaterin zeigt diese und noch viele weitere Fotos auf ihrem Instagram-Account und versteht es, sich gut in Szene zu setzen.

Es gibt viele berührende, nachdenkliche Passagen - beispielsweise über Menschen, die sehr arm sind, aber glücklich und hilfsbereit - wie in Pakistan das Gespräch mit der Hunzukuc-Familie: "Das Schicksal ist ein gesattelter Esel – er geht, wohin du ihn führst!“ (S. 140) Oder Nima in Nepal, die Lea über buddhistische Mitfreude aufklärt.

Lea Rieck hat auf ihrer Weltumrundung auf ihrem Schicksalsesel "Cleo" Mut gelernt, etwas Neues anzufangen, Vertrauen in Menschen und in sich entwickelt und die Angst vor dem Stürzen/Scheitern überwunden - und den Geschichten gelauscht, die die Welt und ihre Bewohner zu erzählen haben.