Sal

In die Wildnis gezwungen

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isaba Avatar

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Mick Kitson liefert mit "Sal" ein grandioses Stück Literatur ab, das so viel in sich vereint: Drama, Tragödie, Geschwisterliebe, Survivalguide...

Die Hauptprotagonistin Sal lebt mit ihrer jüngeren Schwester Peppa in schlimmsten Verhältnissen: Die Mutter ist alkoholkrank und der Stiefvater pädophil. Sal eignet sich mithilfe von Youtube Überlebenstechniken für die Wildnis an und flieht mit ihrer Schwester vor dem Horror zuhause. An dieser Stelle setzt die Geschichte an. Beide Mädchen haben einen einfachen Unterschlupf in einem Naturreservat Schottlands gebaut und versuchen, zu überleben. Erzählt aus der Ich-Perspektive erfährt der Leser, wie die Mädchen in der Wildnis zurecht kommen, wie sie Nahrung suchen, nach Verfolgern Ausschau halten und irgendwann auf Aussteigerin Ingrid treffen, die die beiden unter ihre Fittiche nimmt. Zwischendurch erfährt man fast nebenbei, welche Tragödie die Schwestern an den Ausgangspunkt der Geschichte geführt hat.

Die Genialität dieses Romans enstammt meiner Ansicht nach vor allem durch die Kombination des nüchternen Schreibstils mit der Dramartugie der Ereignisse. Sal berichtet aus ihren noch kindlichen Augen sehr sachlich und fast beiläufig über ihre schrecklichen Erfahrungen und ihren unbedingten Wunsch, die Schwester zu beschützen. Der Autor schafft es hervorragend mit seiner Erzählart zu zeigen, dass es sich bei Sal um ein kleines Mädchen handelt, dass gezwungen wurde, erwachsen zu sein und zu radikalen Methoden zu greifen, um ihr Liebstes zu retten. Bewunderswert ist es, mitzufühlen, wie sehr die Kinder leiden, wie pragmatisch sie zu sein versuchen und wie sehr sie trotz aller Umstände ihre Maw lieben.

Mich lässt diese Geschichte sehr entsetzt, traurig und begeistert zurück. Auf jeder Seite fühlt man mit den Mädchen und wird durch die "einfache" Sprache mitgenommen in die schottische Wildnis. Ein herzzereißendes und wunderbares Buch, dass noch lange nachwirken wird.