Auszeit zum Lesen

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mammutkeks Avatar

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Selten wollte ich so mit Adjektiven um mich werfen, um dieses wunderschöne, melancholische, liebevolle, amüsante, feine, fantasievolle, prickelnde und kleine Buch zu beschreiben. Die Geschichten, die der Putzmann Salvador im Flughafen erzählt, erinnern mich stark an die lateinamerikanischen Vorbilder. Immer mit einem kleinen Lächeln in den Augen, ein wenig abstrus, voller Liebe (und auch Sex), eben einfach schön.

Der titelgebende "Club der unerhörten Wünsche" spielt zwar nicht die große Rolle, wie zunächst vermutet, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Besonders fasziniert haben mich die kleinen lebensphilosophischen Abstecher in den Geschichten, sei es die über die Auszeit ("Auszeiten sind wichtig im Leben, zum Nachdenken, Lesen, oder um mit fremden Leuten über das Wetter zur reden. Vor lauter Stress vergessen wir, ein paar Minuten dem Nichtstun zu widmen") oder über die Macht der Sprache ("Manchmal unterschätzen wir die Macht der Sprache Sprache ist ein Ausgangspunkt, um die Realität zu begreifen. […] Verändert sich die Wirklichkeit nun also, abhängig von der sprachlichen Ordnung in unseren Köpfen, oder nicht?").

"Salvador" ist auf jeden Fall ein Buch, dass zum Nachdenken anregt und noch lange im Kopf bleiben wird. Vielleicht, weil man selbst eine ähnliche Geschichte erzählen möchte – wie z.B., dass Japan gar nicht existiert … Und man sollte sich diese "Auszeit zum Lesen" ruhig häufiger gönnen.

Um nun mit Torres Blandina zu enden, "sollte man es lieber mit der Poesie übertreiben als mit der Vulgarität".