Historias mínimas
Salvador Fuensanta arbeitet seit dreißig Jahren als Reinigungskraft am Flughafen. Er liebt die Menschen und kennt sie sehr gut. So kann er den meisten Reisenden das Ziel ihrer Reise ansehen. Ihnen und seinen Arbeitskollegen sowie der von ihm sehr geschätzten Kioskbesitzerin Senora Juana erzählt er eine Reihe von Geschichten. Nicht immer entspricht das Kapitelende dem Ende einer Geschichte. Oft muss er abbrechen, weil der Reisende seinen F'lug erreichen will oder weil er seine Arbeit fortsezten muss - er will schließlich keinen Ärger mit dem Chef bekommen. Dann nimmt er den Faden später wieder auf und bringt die Erzählung zu Ende. Auf diese Weise fesselt er den Leser und vermeidet Monotonie. Es ist ja tatsächlich ein Roman, der von der zentralen Erzählerfigur des Salvador Fuensanta zusammengehalten wird und nicht eine beliebige Aneinanderreihung von zusammenhanglosen Geschichten. Salvador spricht seine Zuhörer unmittelbar an und reagiert auf ihre Einwände, Kommentare und Fragen, aber es handelt sich um einen Scheindialog. In Wirklichkeit ist es ein einziger Monolog. Die Geschichten sind sehr unterschiedlich, teils witzig, teils traurig oder zumindest ernst, aber immer warmherzig, mit viel Liebe zu teilweise skurrilen Details erzählt. Der Autor zeigt viel Fantasie beim Erfinden von seltsamen Begegebenheiten und erzählt atmosphärisch dicht. Der Leser taucht ein in diese Welt und genießt sie. Es ist ein wunderschönes, sehr empfehlenswertes kleines Buch.