Superbert: Salzverkrustet

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Christoph Gusel: Salzverkrustet

Nach der Leseprobe war ich sehr gespannt auf dieses Buch und hocherfreut, als feststand, dass ich zu den glücklichen Gewinnern zählte.
Leider passierte zunächst Dasselbe wie bei dem ebenfalls reichbebilderten und kürzlich aus demselben Verlag gewonnenen sowie gleichfalls in "Slovakia" gedruckten "Vom Kiez zum Kap" - kaum aus der Folie befreit, stank es derart stark, dass ich es einige Tage "lüften" lassen musste.
Keine Ahnung, ob es an den vielen Farbaufnahmen oder der slovakischen Druckerei liegt, vermutlich bin ich geruchstechnisch auch besonders senibel.
Da die Seitenzahlen und Bilderklärungen extrem klein gedruckt sind und ich deshalb nahe an das Buch heran musste, wenn ich letztere lesen wollte, bemerkte ich, dass der Geruch noch immer nicht vollständig verschwunden ist.
Okay, haken wir gleich alle Minuspunkte auf einmal ab:
Ich hätte gern eine Karte gehabt, auf der ich die Reiseroute leicht hätte verfolgen können, und ich hätte ferner gern eine Art Vokabelverzeichnis gefunden, das mir als nautisch wenig versierter Leserin "Schwell", "Genua" (nicht die Stadt, denn der die das wurde oft in Taschentuchgröße erwähnt) und etwa ein gutes Dutzend anderer Begriffe aus dem Bereich der Seefahrt erklärt hätte.
Und zuletzt: Ich hätte auf den letzten Teil ohne Mamabert und Kindbert verzichten können - nicht, weil mir das Erzählte nicht gefiel, nein, für mich war nach der ersten Abreise irgendwie die Geschichte zuende. Apropos "Mamabert" und "Kindbert": Durch die Leseprobe war ich ja bereits auf diese "Berterei" vorbereitet, trotzdem schwankte ich anfangs ob der gehäuften Erwähnung gelegentlich zwischen leichter Genervtheit und Erheiterung, bis es mir gelang, mich daran zu gewöhnen.
Dann aber konnte ich mich ganz dem Geschehen hingeben und hatte ein großartiges, von den bereits erwähnten vielen Farbfotos noch unterstütztes Kopfkino sowie viel Freude an der schönen Erzählart und vor allem den im Vergleich zu erwähnten Kapbuch erfreulich wenigen Fehlern. Wenn ich mich recht erinnere, fand ich ohnehin nur zwei davon, einmal "Charydbis" statt "Charybdis" und dann einen mir unverständlichen Satz auf Seite 187:
"Das war wied wir zum ersten Mal katalanischen Boden betraten?"
Der "Ton" war sehr sympathisch, so, dass man sagen könnte "Diese Menschen würde ich gern in meinem Bekanntenkreis haben und ihnen zuhören!" Der Humor sagte mir sehr zu, auch, wenn ich den lustigen an eine potentielle Reisebegleitung gestellten Anforderungen kaum genügen könnte. Auch bei ernsteren Themen hatte ich stets den Eindruck, dass den Tatsachen entsprechend, aber nie bewusst abwertend Stellung genommen würde. Die weniger appetitlichen, aber halt auch zum Schiffsalltag gehörenden Themen wurden ebenfalls angeschnitten, aber in einem nicht die Freude verderbenden Stil und Umfang.
Fazit: Nicht nur für reiselustige Segelfans zu empfehlen.