Geschichtlich gute Unterhaltung

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luna80 Avatar

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„In ihrer sportlichen Robustheit und selbst darin, wie die Knöpfe der schwarzen Karakulpelzjacke sich nur mit Mühe um sie schlossen, in all dem erblickte er eine ungeheure, fast akrobatische Stabilität gegenüber dem täglichen Leben, das mit seinen Herausforderungen und Problemen ebendiese Stabilität verloren hatte.“ (S. 52)

Die Geschichte wird erzählt zur Zeit der Russischen Revolution im Kiew im Jahr 1919. Samson und sein Vater geraten zwischen die Front, sein Vater wird getötet, ihm wird säbelschwingend ein Ohr abgeschnitten. Traumatisiert schlägt Samson sich zurück in Richtung seiner Heimat, wo er in der ehemaligen Familienwohnung Zuflucht findet. Als sich Rotarmisten ungefragt bei ihm einnisten und ihm auch Sachen aus seiner Wohnung nicht ganz zulässig abgenommen werden, u.a. der Schreibtisch seines Vaters, macht er sich auf den Weg zur Polizeistation, um diesen zurückzuholen. So landet er plötzlich im Polizeidienst und vermutet plötzlich, dass die eingenisteten Rotarmisten Diebstahlgüter in seiner Wohnung horten. Es stellt sich heraus, dass noch andere Dinge im Gange sind und Samson und seine Kollegen beginnen zu ermitteln. Im tiefer graben sie sich in den Dschungel der Diebstähle, stoßen auf einen Mord und zu guter Letzt muss Samson selbst um sein Leben fürchten. Im Zuge all dieses Chaos lernt er Nadjeschda kennen. Er verliebt sich.

„Samson und Nadjeschda“ ist ein historischer Kriminalroman. Kurkow spinnt die russische Geschichte perfekt in die Geschichte ein. Die bildhaften Beschreibungen lassen einen gut erahnen, wie es zu der Zeit dort zuging. An vielen Stellen ist es spannend, an sehr vielen aber auch extrem unspektakulär. Der Titel des Buches erschließt sich mir jetzt noch nicht genau, hat Nadjeschda für mich derweilen nur eine untergeordnete Rolle, streift den Roman irgendwie nur wie Staub.
Es hat phasenweise Spaß gemacht zu lesen, dennoch war es mir an einigen Stellen zu langatmig, daher habe ich mich auch immer wieder davor gedrückt weiterzulesen. In einen Folgeband würde ich ggf. nochmal reinlesen, vielleicht muss man sich an den Stil von Kurkow gewöhnen. Alles in allem hat es mich vom geschichtlichen Aspekt her gut unterhalten, wenn auch nicht vom Hocker gepustet.