Ungewöhnlicher, literarisch hochwertiger Krimi

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
petris Avatar

Von

Man schreibt das Jahr 1919 in Kiew. Es ist kurz nach der sowjetischen Revolution. Noch lehnen sich die alten Kräfte auf. Und wie immer in Umbruchszeiten herrscht Gewalt, Willkür und Verbrechen. Samsons Vater, ein friedfertiger, guter Mensch, wird von Rotarmisten neben seinem Sohn getötet. Samson verliert bei diesem Zwischenfall ein Ohr, überlebt aber.
Verstört, alleine in seiner großen, bürgerlichen Wohnung überlegt er, wie es weitergehen soll. Dann passieren ihm zwei Dinge. Mehr oder weniger durch Zufall beginnt er bei der neuen sowjetischen Polizei als Ermittler zu arbeiten. Und er lernt, vermittelt durch die Hausmeisterin, die patente Nadjeschda kennen, die ihm sofort gefällt.
Irgendwie schlittert er in alles, was ihm passiert so hinein. Und beginnt zu ermitteln. Wozu stiehlt jemand in erster Linie Silber und lässt Gold und Edelsteine liegen? Was hat das mit den gestohlenen Anzugteilen zu tun? Wer ist der geheimnisvoll Jakobson? Es entwickelt sich eine spannende, skurrile Krimigeschichte.
Hinterlegt ist dies alles mit den recht realistisch geschilderten Schwierigkeiten der Sowjetmacht. Es mangelt an fast allem. Es wird gestohlen, es wird enteignet, es gibt viele Todesopfer. Bei Kämpfen, aus Zufall, aus Willkür.
Und dann ist da noch das abgeschnittene Ohr. Samson hat es aufgehoben und aufbewahrt. Es entwickelt ein Eigenleben und lässt ihn Dinge hören, die dort passieren, wo es liegt.
Ein sehr ungewöhnlicher Krimi, nicht nur historisch verankert, auch manchmal etwas phantastisch, skurril, wunderbar geschrieben, spannend zu lesen und dennoch kritisch dem Geschehen gegenüber. Mir hat er gefallen, ein ganz besonderes Buch!