Leider etwas enttäuschend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
wortknistern Avatar

Von

Marta und Daniel sind Anfang 30 und seit 2 Jahren zusammen. Sie leben zusammen, haben vor kurzem einen Hund angeschafft. Über das Thema “Kinder” haben die beiden noch nie wirklich miteinander gesprochen. Dann wird Marta schwanger - für sie steht fest: Sie möchte das Kind nicht bekommen. Die Leser*innen begleiten das Paar in den 6 Tagen bis zum Termin des Schwangerschaftsabbruchs.

Die Leseprobe des Romans hat mich ziemlich begeistert. Ich finde das Thema spannend und fand sehr interessant, dass die Geschichte aus der Perspektive beider Charaktere erzählt wird. Am Anfang bin ich auch gut in die Geschichte reingekommen, sie ließ sich flott lesen und in den Passagen zur Beziehung der beiden waren auch immer wieder schöne Zitate dabei.

Leider hat mich das Buch dann aber immer mehr verloren und konnte mich nicht mehr wirklich begeistern. Das lag hauptsächlich daran, dass ich immer mehr das Gefühl bekommen habe, dass die Geschichte nur an der Oberfläche kratzt, mir die Verbindung zu den Charakteren und den Emotionen gefehlt hat. Das Buch ist nur knapp 240 Seiten lang - ich glaube für mich hätten ein paar Seiten mehr und dafür mehr Tiefgang besser funktioniert.

Mein zweites Problem mit dem Buch war die Perspektive von Daniel. Eigentlich hätte die Perspektive eines Mannes, der anerkennt, dass die Entscheidung über die (mögliche) Abtreibung bei seiner Partnerin liegt, der sich aber trotzdem eigentlich wünscht, das Kind zu bekommen, sehr spannend sein können. Dafür hätte es aber auch wieder mehr psychologischen Tiefgang gebraucht. Stattdessen war Daniel ein Typ, der seiner neuen Chefin erstmal auf die Brüste glotzt und darüber nachdenkt, wie sie wohl in Unterwäsche aussieht, und der Überzeugung ist, dass seine Freundin üüüüüberhaupt kein Problem damit hätte, wenn er mit seiner sexy Studentin aus dem Schreibworkshop ins Bett hüpfen würde. Ich glaube ich muss nicht extra betonen, dass er mir sehr schnell sehr unsympatisch war, oder? Vertane Chance und nein danke.

So blieb “Sanfte Einführung ins Chaos” für mich unterm Strich eine eher oberflächliche Geschichte, die ihr Potential nicht ausgeschöpft hat und auf jeden Fall nicht “das Porträt einer ganzen Generation” war, wie auf dem Buchrücken versprochen. Schade!