Netter Roman über eine sich wandelnde Liebe

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lesedelfin Avatar

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»Sanfte Einführung ins Chaos« ist von der katalanischen Autorin Marta Orriols, von deren Erfolg ich bereits im Vorhinein Wind bekam und mich riesig über die deutsche Übersetzung freute. Leider muss ich zwar sagen, dass die Übersetzerin Ursula Bachhausen einen guten job gemacht hat, einige Stellen für mich jedoch unrund klangen.

Orriols ist eine verblüffend gute Erzählerin, das steht außer Frage. Man wird tatsächlich sanft in das Chaos eingeführt. Ein Liebespaar, wie man es doch kennt, Anfang 30, die Hörner sind gegebenenfalls schon "abgestoßen", es folgt eine große Neugier auf die Sesshaftigkeit, die klare Linie, einen Verlaufsplan für die nächsten Jahre oder gleich das ganze Leben. Diese Geregeltheit wird jäh durchbrochen von Martas Ankündigung: "Ich bin schwanger. Und ich möchte das Kind nicht bekommen."

Natürlich folgen daraufhin Konflikte, Rückblenden auf ihre Kindheit finden statt, auf die wilden 20er. Körperautonomie, persönliche Freiheit, moderne Partnerschaften und Sexualität werden thematisiert.

Orriols wurde dafür sogar mit Margaret Atwood verglichen. Dem kann ich leider absolut nicht zustimmen. Sexualität hat einen klischeehaften Touch, die "Einblicke" in die beiden Hauptfiguren haben mir keinen klaren Blick beschert, sondern mich stellenweise sogar zutiefst gelangweilt.

Ich hatte mit einer brisanteren, unangenehmeren und womöglich auch klügeren Auseinandersetzung mit einem brandheißen Thema gerechnet und wurde ganz leicht enttäuscht zurückgelassen.