Sanfte Einführung - und dabei bleibt es

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Bei diesem Buch habe ich länger darüber nachgedacht, warum mich das Geschriebene nicht wirklich erreicht hat, obwohl ich das Thema an sich sehr spannend finde.
Marta und Daniel, beide um die Dreißig, sind dabei, langsam Fuß im Leben zu fassen, haben einigermaßen gut bezahlte Jobs und wohnen zusammen in einer Mietwohnung, als Marta zu ihrem Entsetzen bemerkt, dass sie schwanger ist. „Ich bin schwanger. Und ich will das Kind nicht bekommen.“ Dieser Satz und die möglichen Begründungen, Folgen und Emotionen sind das Hauptthema des Romans, wobei ich finde, dass die Emotionen nicht wirklich gut vermittelt werden und genau das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, wieso mich das Buch nicht vollkommen überzeugen konnte.
Man liest zu einem großen Teil das Erleben der Situation aus der Sicht von Daniel, wie er letztendlich vor allem den frühen Verlust seines Vaters zu verarbeiten versucht, indem er nun alle Hoffnungen in einen Sohn setzt (das Geschlecht des Kindes steht natürlich nicht fest) und seine Gefühle bezüglich des Abbruchs im Alkohol ertränkt. Von der weiblichen Seite erfährt man meiner Meinung nach zu wenig; Hauptthema ist hier die Karriere und die persönliche Freiheit. Ich hätte mir irgendwie eine differenziertere, weniger klischeehafte Betrachtung gewünscht. Die „Einführung ins Chaos“ ist mir hier zu sanft.
Insgesamt habe ich das Buch schnell gelesen, der Schreibstil ist flüssig, und auch wenn mir die Personen eher distanziert geblieben sind, konnte ich doch sehr gut verstehen, warum sie so handeln und was ihre Beweggründe sind. Die Charakterzüge von Marta haben mir gut gefallen, zeigt sie sich doch als starke Frau, die für ihre Entscheidungen einsteht und sie genau durchdenkt. Leider kam ihre Sicht etwas zu kurz, ich hätte gerne mehr über sie gelesen.
Eine kurze Lektüre, von der ich mir etwas mehr erhofft habe, die jedoch dem auf der Buchrückseite zitierten „realistischen Porträt einer ganzen Generation“ trotzdem gerecht wird.