Emotional, tiefgründig und eine schöne Liebesgeschichte oben drauf

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buchkathi Avatar

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Kann man sich in jemanden verlieben, mit dem man nur ein einziges Date hatte? Xavier und Samantha aus dem neusten Buch von Abby Jimenez würden diese Frage definitiv mit ja beantworten. Es ist zwar nicht Liebe auf den ersten Blick, aber zumindest können sie sich schon nach dem ersten Aufeinandertreffen nicht mehr vergessen. Das erste Date dann lässt keinen Zweifel daran, dass sie füreinander bestimmt sind. Einzig ihre Lebensumstände sprechen ausschließlich gegen diese Beziehung.
Die Handlung dieses Buches ist weit tiefgründiger, als man es von einem Liebesroman erwarten würde. Statt dem üblichen, er liebt sie, sie liebt ihn, die Herausforderung wird überwunden und alle leben glücklich bis an ihr Ende, hat man hier richtig was zum Nachdenken. Denn Samantha belastet das Thema Verantwortungsübernahme in der Familie. Sie pflegt ihre demente Mutter zuhause mit ihren Geschwistern und ihrem Vater. Einerseits habe ich sie bewundert dafür, dass sie so klar ihr Leben zurückschraubt, um bei ihrer Mutter zu sein, und andererseits habe ich auch immer wieder überlegt, ob sie das richtigmacht. Schließlich steht das ihrem Glück mit Xavier im Weg und natürlich ist es hier schwerer als in anderen Liebesromanen, wo man schnell die Herausforderung als das Böse ausmacht und will, dass es überwunden wird. In diesem Fall ist das nicht so. Ich wollte das Samantha glücklich ist, ich wollte aber auch, dass sie bei ihrer Mutter ist. Das hat in mir für eine Zerrissenheit gesorgt und ich konnte Samantha unheimlich gut verstehen und mich in sie hineinversetzen. Bei Xavier ist es dagegen anders gelagert. Er muss seine wirtschaftlichen Interessen gegen seine Liebe abwägen. Denn als junger Tierarzt mit eigener Praxis hat er Schulden, sodass er sein Leben nicht einfach an einem anderen Ort verlagern kann. Auch hier habe ich gegrübelt, wie er sich entscheiden soll. Wer kann schon nach zwei Dates sagen, ob es die Liebe des Lebens ist und es sich lohnt, das wirtschaftliche Fundament, was man sich geschaffen hat, einfach so einzureißen. Xavier hört sich nach dieser Beschreibung so kalkuliert an, aber die Autorin hat seine Persönlichkeit mit mehr Tiefe ausgestaltet. Denn zu dieser rationalen Seite kommt eine ganz liebenswerte, bemühte Seite dazu, die man daran merkt, wie viel er für Samantha tut und wie sehr er sich nach einem liebevollen Umfeld sehnt.
Insgesamt schafft es Abby Jimenez, dass man sich mit all diesen Personen sehr wohlfühlt. Man spürt nicht nur das Knistern zwischen Sam und Xavier, sondern auch die Sorge um die Mutter, die lustigen Erlebnisse mit den Tieren und den Zusammenhalt in Sams Familie. Das hat mir unheimlich gut gefallen. Ich möchte zum Ende nicht zu viel verraten, aber so viel sei gesagt: Es ist kein plattes Ende, was man hätte voraussehen können, sondern ein sehr berührender Verlauf mit einer Figur, die erst sehr spät in der Geschichte auftaucht. Sie bringt eine Weisheit ein, die auch mich zum Nachdenken gebracht hat.
Für mich ist dieses Buch viel mehr als ein Liebesroman. Es hat die Kraft, die Frage zu stellen, was im Leben wirklich wichtig ist. Das tut es nicht belehrend, sondern zwischen den Zeilen einer Geschichte, die man einfach gerne liest. Das ist mir eine sehr große Empfehlung wert!