Sie lieben sich – und dann?

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fellfluse Avatar

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Samantha und Xavier scheinen wie für einander geschaffen zu sein. Doch Xavier ist an Minnesota gebunden und Samantha wird nach Kalifornien zurückkehren – und dort bleiben. Wie also können sie überhaupt hoffen, zusammen sein zu können, wenn das Leben sie auseinander reißt?

Ich muss sagen, ich bin bei der Bewertung dieses Buches hin- und hergerissen. Es liest sich toll, flüssig, angenehm. Manchmal musste ich sogar laut lachen, es ist einfach cozy. Und ich finde es toll, dass es nicht mit der „sie lieben sich, alles ist toll“-Situation endet, sondern mit einer „sie lieben sich – und dann?“-Situation beginnt. Quasi nicht die Spannung hält, weil man sich fragt, ob sie sich am Ende kriegen oder nicht. Das steht hier niemals zur Debatte. Sondern die Leser*innen begleiten Sam und Xavier dabei, wie sie herauszufinden versuchen, wie ihre Beziehung über die Entfernung funktionieren kann. Das gefällt mir gut.

Aber es gibt leider auch einige Punkte, die mir nicht gut gefallen haben. Zum einen muss es natürlich Schwierigkeiten geben, sonst wäre es ja keinen Roman wert. Aber diese werden teilweise wie durch Geisterhand gelöst (und ich mag keine Deus ex Machina-Momente) oder einfach übergangen. Hunderte, vielleicht tausende Dollar einfach verschenkt wegen der Situation? So what. Äh… nein, ich glaube so einfach steckt das niemand weg. Oder die familiären Themen, die durch/neben der Pflege der Mutter aufkommen. Werden so hingenommen, kurz adressiert und dann sind alle irgendwie fein damit. Das finde ich unrealistisch. So als wäre übermäßig Weichzeichner verwendet worden, um eine ausweglose Situation schöner darzustellen. Das nimmt der Geschichte aber die Ecken und Kanten und das finde ich schade. Gleichzeitig finde ich die grundlegende Problematik viel zu aufgebauscht. Es gibt Millionen Menschen, die Fernbeziehungen führen. Das ist nicht das Ende der Welt.

Vielleicht lässt es sich gut damit zusammenfassen: Am Anfang erwähnt die Autorin möglicherweise triggernde Themen und weist explizit darauf hin, dass ein Hund nur knapp dem Tod entrinnt, dass man sich aber keine Sorgen machen muss, weil sie die Tiere ihrer Protagonisten niemals sterben lässt. Was ich per se total großartig finde. Die betreffende Situation im Buch ist dann aber gefühlt mit fünf Zeilen abgehandelt und bleibt total farblos. Und so zieht es sich durch: Es ist Potenzial für richtig Drama da, das eigentliche Drama wird aber über lösbaren Problemen produziert.

Insgesamt eine nette, lockere, leichte Lektüre, aber das hätte man besser machen können.