Die Einsamkeit junger Menschen

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emmmbeee Avatar

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Wenn ein Teenager Maserati heißt und nicht mit seiner Mutter in Verbindung gebracht werden will; wenn ein junger Mann allein lebt und taub ist; wenn zwei andere Halbwüchsige sich wohlstandsverwahrlost fühlen, es offensichtlich auch sind und mit Traumata zu kämpfen haben: Dann befinden sie sich in einer Einsamkeit, zu der Erwachsene keinen Zutritt haben. Doch letzten Endes müssen sie sich den Tatsachen stellen, ihre Erfahrungen machen und können sich teils auch gegenseitig ein wenig helfen.
Alina Bronsky hat ihren Finger wieder auf ein heikles Stück Gesellschaftsleben gelegt. Ihre Sprache ist präzise, bildhaft, haptisch, in diesem Werk geradezu olfaktorisch deutlich und sehr süffig. In keinem ihrer Romane geht es um eine heile Welt, überall liegen Scherben, reißen Stacheldrahtzäune.
Eine ganz bestimmte Schallplatte geistert durch den Roman, sie ist auch der Dreh- und Angelpunkt der Probleme, die dem jungen Mädchen in diesem Sommer erwachsen. Deshalb hat die Autorin sie auch für den Titel gewählt. Mit dem Ruderboot ist das Cover sehr passend gestaltet, daneben wie bei Bronsky gewohnt minimalistisch gehalten. Dennoch fällt das Werk auf dem Büchertisch sofort auf: sehr gekonnt gemacht!
Nein, ein richtiges Happyend gibt es bei Alina Bronsky nie. Und doch schimmert immer wieder ein Zwinkern durch, kommt Humor ins Spiel. Es ist wieder ein schmaler Band geworden, den ich soeben in einem Happen verschlungen habe und ihm nun noch ein wenig nachschmecke. Er hat Teigtaschen im Abgang. Ich empfehle dazu Omas Zitronenlimo.