die erste Liebe und viele Geheimnisse

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Alina Bronskys aktueller Roman „Schallplattensommer“ spielt in einem kleinen verschlafenen Dorf, in dem die Hauptfigur Maserati im Umkreis von 13 km das einzige Mädchen ist. Maserati ist vor ein paar Jahren mit ihrer Großmutter dort hingezogen, in einer kleinen Gastwirtschaft versorgen sie Einheimische und Sommergäste mit selbstgemachten Teigtaschen und Limonade.
Als die alte Villa in der Nachbarschaft renoviert sind und eine Familie mit zwei Jungen in ihrem Alter dort einzieht, ist Maserati wenig begeistert, Aufmerksamkeit kann sie gar nicht gebrauchen, weckt aber gerade mit ihrer verschlossenen und kratzbürstigen Art das Interesse von Caspar und Theo. Und wie kann es sein, dass sie einem Mädchen auf dem Cover einer alten Schallplatte so verblüffend ähnlichsieht?
Die Geschichte mutet an wie eine Sommerromanze mit dem Flair einer jugendlichen ersten Liebe, doch tragen viele der Hauptfiguren einige belastende Geheimnisse mit sich herum. Insbesondere Maseratis Familiengeschichte wirft viele Fragen auf, die im Verlauf nach und nach ein wenig gelüftet werden.
Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits finde ich es gut eingefangen, wie die Jugendlichen zwischen der Euphorie der ersten Liebe mit Sorgen und Ängsten zu kämpfen haben. Es zeigt sich an einigen Stellen, dass der erste Eindruck oft trügt, und dass man einen Menschen erst näher kennenlernen muss, um sich eine Wertung erlauben zu können.
Insgesamt wirkt es jedoch sehr oberflächlich, die schicksalhaften Ereignisse aus Maseratis Vergangenheit werden wie beiläufig eingeflochten, wodurch sie als Figur lange schemenhaft und wenig greifbar wirkt. Bei der Anlage der Charaktere ist die Autorin für meinem Geschmack etwas über das Ziel hinausgeschossen, schon Maseratis Hintergrund und Name wirken sehr abgehobenen, in Mischung mit Caspar und Theo kommt hier zu viel „Geldadel“ zusammen, was der Geschichte etwas die Glaubwürdigkeit nimmt.