Geschichte mit Tiefgang

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mike nelson Avatar

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Alina Bronsky hat uns mit "Schallplattensommer" eine stille und fast schon beiläufig beginnende Geschichte geschenkt, die sich aber Seite um Seite in all ihrer Tiefe erschließt. Aliona Bronsky erzählt in der für sie typischen 'Kürze' (manchmal bedarf es nicht erst 1000 Seiten für eine gute Geschichte!) eines 200-Seiters vom Gedanken- und Gefühlsdurcheinander des 16-jährigen Mädchens mit Namen 'Maserati', die in diesem Sommer ihren mehr oder weniger nicht gefeierten 17. Geburtstag erlebt. In einem Sommer, der sie - an der Stufe zum Erwachsenwerden - mit ihrer Vergangenheit konfrontiert... einer Vergangenheit, von der sie sich gerne für immer distanzieren würde. Ein Plattencover, welches eine ihr zum verwechseln ähnliche Frau zeigt, blendet dann aber genau das in ihr Leben ein, was sie immer nur ausblenden wollte: Maserati ist das Kind eines Starlets, einer Mutter, die unfähig war, für ihre Kinder da zu sein, sich statt dessen ihrer fragwürdigen und alkoholseligen Karriere gewidmet hat. Aber Maserati ist nicht die einzige Jugendliche mit einer nicht optimalen Kindheit. Caspar und Theo, als 'neureiche' Teenager frisch in den Ort gezogen, haben auch ihr Kreuz zu tragen, wenn auch in anderer Weise: Todessehnsüchtig und wohlstandsvernachlässigt. Und da ist noch Maseratis Oma, der taubstumme Georg und Theos Mutter Johanna. Eine regelrechte Sommer-Gewitterlage. Ein wunderbares Buch, welches man wegen seiner Kürze zweimal lesen kann und wegen seiner Tiefe zweimal lesen muss!!!