Sommer am See

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petris Avatar

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Alina Bronskys Bücher sind immer etwas Besonderes, sie ist eine scharfe Beobachterin, richtet die Aufmerksamkeit auf Themen, die sonst im Dunkel bleiben. Ihre Geschichten erzählt sie in oft bitterbösem Ton, humorvoll, doch nicht selten bleibt das Lachen in der Kehle stecken. Ich mag ihren Stil und ihre Geschichten, deshalb freute ich mich auch sehr über diesen neuen Titel.
Schallplattensommer erzählt die Geschichte von Maserati. Komischer Name werden Sie denken, aber Maserati hat auch eine ungewöhnliche Familiengeschichte. Sie lebt bei der Großmutter, führt mit ihr gemeinsam das Restaurant, die Schule ließ sie leider deshalb sausen, auch wenn ihr Lehrer immer wieder versucht, sie zur Rückkehr zu überreden. Sie kann aber nicht, denn ihre Großmutter hat psychische Probleme, Aussetzer und Ausraster. Das alles hat mit Maseratis Mutter zu tun. Maserati ist 17, doch von unbeschwerter Jugend ist ihr Leben nicht gekennzeichnet. Aufpassen auf die Großmutter, arbeiten, sich die Mutter vom Leib halten und darauf warten, dass sie endlich 18 wird, volljährig und dann Dinge selber regeln kann.
In diesem Sommer ist jedoch alles anders. In die Villa am See zieht eine Familie aus der Stadt. Maserati versucht Distanz zu wahren, doch die beiden Jungen, Cousins, suchen ihre Nähe. Die Annäherung verläuft holprig, eigentlich kann Maserati nichts brauchen, das ihr Leben durcheinander bringt, gleichzeitig sind die beiden auch anders, auch sie dürften ihre Geheimnisse haben. Was hat es mit dem Plattencover auf sich, auf dem ein Frauenkopf ist, der Maserati ähnlich sieht? Wer ist Caspers Vater? Und was ist mit Theo eigentlich wirklich los?
Einfühlsam erzählt Bronsky diese Geschichte, die viele Themen nebenbei anspricht, wie es sein kann, dass eine Jugendliche alleine gelassen wird mit ihrer psychisch kranken Großmutter, dass auch reiche Kinder verwahrlost sein können, dass die Dinge oft anders sind, als man denkt.
Ein rosiges Happy End gibt es bei Bronsky nicht, aber vielleicht ein offenes Ende das Hoffnung macht.
Mich hat dieser Roman sehr berührt, er ist nicht so scharf formuliert wie andere Bücher der Autorin, er ist weicher, zeigt Mitgefühl. Ein sehr gelungener Jugendroman, der nachdenklich stimmt.