Sommerlektüre, die mich leider kaltgelassen hat

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waschbaerprinzessin Avatar

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Das pastellig-romantische Cover, der Titel und die Inhaltsangabe versprechen Sommerfeeling, Ferienabenteuer und erste Liebe und darauf hatte ich so richtig Lust. Tatsächlich spürte ich schon auf den ersten Seiten die Sonnenstrahlen auf der Haut und hatte den Geruch von Frittierfett, Seewasser und Sonnencreme in der Nase. Rätselhaftigkeiten rund um die toughe Protagonistin Maserati, die in der Gaststätte ihrer Oma schuften muss, und ihre neuen steinreichen Nachbarn taten sich von Beginn an auf und ließen auf eine spannende Spurensuche hoffen. Und dann musste ich feststellen, dass die Teenager (ebenso wie die Erwachsenen) in diesem Roman einfach nur nervig sind. Zwar ließ sich Alina Bronskys „Schallplattensommer“ leicht lesen, aber leider hatte ich nicht den erhofften Spaß bei der Lektüre.

Dass mich dieses Buch so enttäuscht hat, lag in erster Linie an den Figuren, deren Handlungen ich häufig schwer bis gar nicht nachvollziehen konnte. Ständig sind sie unfreundlich zueinander oder aus nicht unbedingt ersichtlichen Gründen anderen gegenüber beleidigt. Bedingt lässt sich das zwar mit den Belastungen und traumatischen Erlebnissen erklären, die sämtliche Protagonisten mit sich herumschleppen, aber diese reichen mir als Begründung für ihr Verhalten nicht aus. Die großen Mysterien, die die beiden im Mittelpunkt stehenden Familien umgeben, müssen von den Handelnden nicht großartig erkundet werden, sondern werden stets dadurch offengelegt, dass irgendwer sie einfach ausplaudert, und dann sind sie größtenteils recht unspektakulär oder wirken zu weithergeholt und konstruiert.

Die Moral der Geschichte soll womöglich sein, dass sich die Beziehung zu anderen Menschen nicht unbedingt verbessert, wenn man deren intimste Geheimnisse kennt. Deshalb kommt Maserati irgendwann zu dem Entschluss, dass sie gar keine Geheimnisse anderer mehr kennen möchte, was mich beim Lesen ziemlich frustriert hat, da ich die Geheimnisse des Romans hingegen sehr gerne alle gelüftet hätte. So bleibt letztendlich das größte Mysterium des Sommers, für wen Maserati sich entscheiden wird: Den gehörlosen Georg, der ihr stets für Reparaturen zur Seite steht, den immer wieder wörtlich als „Sonnyboy“ beschriebenen Caspar, der sie immer mit dem Namen einer anderen Automarke anspricht (was mich mindestens ebenso genervt hat wie Maserati) oder den tiefgründigen Theo, der besessen von einer Schalplatte mit ihrem Gesicht auf dem Cover ist?

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass der Roman stets zu sehr an der Oberfläche geblieben ist, die Charaktere wirkten überzeichnet und ihr Handeln sowie ihre Sprechweise erschienen mir oft realitätsfern. Mein Fall war „Schallplattensommer“ leider nicht, aber vielleicht werden andere Lesende auf der Suche nach leichter Sommerlektüre eher mit den beiden merkwürdigen Familien aus Alina Bronskys Roman warm.