Sommerliches Gefühlswirrwarr

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Maserati ist fast 17, lebt mit ihrer Oma irgendwo in der ostdeutschen Provinz und versucht, möglichst unauffällig durchs Leben zu kommen. Das ist aber gar nicht so einfach, wenn man das einzige Mädchen weit und breit ist, der dementen Großmutter quasi rund um die Uhr in der Gaststätte helfen muss und dazu noch einen außergewöhnlichen Namen trägt. Aber richtig kompliziert wird es erst, als plötzlich die verfallene Nachbarvilla renoviert wird und dort eine Familie mit zwei gleichaltrigen Jungen einzieht. Theo und Caspar wirken zwar auf den ersten Blick nur wie zwei verwöhnte reiche Jungs, haben aber natürlich eigene Verletzungen, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Doch auch in Maseratis Vergangenheit gibt es Abgründe, die sie unbedingt verbergen will, oder sind sie vielleicht gar nicht so geheim, wie sie hofft? Und was hat das alles mit ihrem Gesicht auf einer alten Schallplatte zu tun, die von Theos Lieblingsband stammt?
Alina Bronsky hat einen rasanten Sommerroman geschrieben, dem man an mancher Stelle etwas mehr Sorgfalt für die Figurenzeichnung gewünscht hätte. Zum Beispiel bleibt Georg, Maseratis gehörloser Schulfreund, der mehr als das sein möchte und sie stets unterstützt, holzschnittartig und blass, dabei hätte er definitiv das Potenzial zu mehr Tiefe gehabt und auch verdient. Der Plot an sich besteht aus einer Coming-of-Age-Geschichte, einer Art Dreiecksbeziehung und dem Aufarbeiten von Maseratis Kindheitstrauma und damit verknüpfter Medienkritik und ist durchaus geschickt aufgebaut, sodass man schnell durch die Geschichte fliegt. Ich glaube, dieses Buch sollte man nicht durch eine allzu kritische literaturwissenschaftliche Brille lesen, denn das könnte den Lesespaß trüben. Doch wenn man es als sommerlich-leichtes Snackbuch mit etwas Tiefgang nimmt, macht es Spaß. Und Maserati hat mich durchaus beeindruckt und berührt, da darf es dann auch mal ein bisschen kitschig werden.