Provozierend

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xirxe Avatar

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Wer an die 'Tafeln' denkt, dem fällt zumeist eines ein: Gemeinnützig! Ehrenamtliche verteilen stark verbilligt Lebensmittel an Arme, die der Tafel zuvor gespendet wurden. Eine gute und sinnvolle Idee - wer würde etwas Schlechtes dagegen sagen wollen?
Stefan Selke zum Beispiel, Soziologieprofessor und Autor dieses Buches, der schon früher die These aufstellte, dass Angebote wie die Tafeln Armut nicht versuchen zu beseitigen, sondern statt dessen festschreiben. Auch in seinem neuen Werk ist dies das Hauptthema. Er besucht Nutzerinnen und Nutzer dieser Wohlfahrtsangebote, fragt nach, wie es dazu kam und wie es ihnen dabei geht. Es sind ganz unterschiedliche Personen, die er da trifft: eine studentische Kleinfamilie, eine chronisch kranke Frau die noch nicht aufgegeben hat aus diesem System auszubrechen, ein chronisch krankes Rentnerehepaar, die sich in diesem Dasein jetzt mehr schlecht als recht eingerichtet haben. Alle eint sie, dass sie diese Angebote eigentlich nicht wollen, aber aufgrund ihrer Verhältnisse müssen, weil es keinen anderen Weg gibt. Und zudem ist es für einige die einzige Möglichkeit der Teilhabe an einem gesellschaftlichen Leben.
Der Blick, den Stefan Selke auf die Armut wirft, ist ein direkterer als der, den man zumeist vermittelt bekommt. Meist hört man von wohltätigen Events und Organisationen, doch wie das tatsächlich da ankommt, wo es hinsoll, bleibt meist unerwähnt.
Mir gab die Leseprobe ganz schön zu denken, und so würde ich gerne auch noch den Rest dieses Buches lesen.