Schamland

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lunamonique Avatar

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Der Titel klingt im ersten Moment merkwürdig und hinterlässt eher den Eindruck, einen Roman oder Krimi aufgespürt zu haben als ein Sachbuch. Hinter Schamland verbirgt sich aber ein großer Teil der Bevölkerung, die auf Unterstützung angewiesen sind. Für viele peinlich, ins soziale Aus abzustürzen und sich aus eigenen Mitteln nicht mehr daraus befreien zu können. Was steckt hinter der Sozialreportage und messerscharfer Gesellschaftsanalyse des Autors Stefan Selke? Man kann sich darunter nicht viel oder Alles vorstellen. Der Autor trifft bei seiner Recherche auf Fälle, Zustände und Antworten. Die soziale Tieflage zieht sich durch alle Berufen und Schichten, soll heißen der Abstieg kann jedem passieren. Egal ob Arzt, Professor, Lehrer, Beamter oder Sekretärin. Trennung, Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit, die Gründe ins Abseits zu geraten sind im alltäglichen Leben wie ein unsichtbares Damoklesschwert vorhanden. Niemand ist vor einer schlimmen Veränderung gefeit. Die Tafel dient als Ausweg aus dem Leeren Kühlschrank-Problem, bedeutet aber auch für viele Schamland. Schön, dass sich mal ein Buch mit den Problemen der Gesellschaft befasst und auf die steigende Armut hinweist. Man kann dem Autor über die Schultern gucken und seine Erfahrungen life miterleben. Das Buch hinterlässt Betroffenheit, weckt Verständnis, wirkt aufrüttelnd. Jeder hat seine eigene Geschichte und ein paar Paralellen zu anderen Schicksalen. Interessante Begegnungen mit denen sich der Autor beschäftigt. Das Schamland hat sich mehr ausgeweitet, als man denkt. Der Autor trifft die richtigen Worte, um wiederzugeben, was ihn berührt. Sehr symphatisch kommt er dabei rüber. Ein Buch, das man am liebsten sofort in den Händen halten und durchlesen möchte. Mal ganz ohne Spannung und Lacher, einfach nur mit der Wirkung der Worte und Geschichten.