Und nun?

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murksy Avatar

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Zugegeben, die Zahlen sind interessant. Aber neu? Nein! Wie jede Revolution oder besser gesagt Veränderung im Laufe der Geschichte beeindruckt die "moderne" Sexualität erst einmal mit Zahlen. Die teilweise merkwürdig erscheinenden Fallbeispiele aus der Praxis der Autorin verstärken dies zusätzlich. Doch egal welche Änderung oder Erfindung (und die daraus resultierende "Revolution) man nimmt, erscheinen zunächst unfassbare Zahlen und Erscheinungen. Sei es der Buchdruck, die Dampfmaschine, das Auto oder der Computer. All dies hat die Welt und die Menschen, bzw. ihre Handlungen verändert. Erste Pornos auf Farbfilm? Die Welt geht zugrunde an diesem Abschaum, so der Tenor vieler Altvorderen. Computerspiele oder später das verruchte Internet? Wir werden alle zu geistlosen Zombies und die Kinder zu Massenmördern! Selbstverständlich hat sich die Sexualität mit all den Möglichkeiten verändert (und wird dies auch noch tun), ob das nun gefällt oder nicht. Mit Liebe hat dies nichts zu tun. Auch der Satz, dass sich die Treue ändern wird, kann ich nicht akzeptieren. Was sich nach wie vor nicht verändert hat, ist die Empfänglichkeit mancher Menschen für die Möglichkeiten. Ja, manch einer wird Computersüchtig, Pornosüchtig, Alkoholabhängig. Andere probieren etwas aus und langweilen sich irgendwann. Dass zunehmend wohlhabende Menschen in der Praxis erscheinen und ihre Probleme lösen wollen, erscheint hinsichtlich der Kosten durch all die Verlockungen kein Wunder. Arme Menschen können sich schlichtweg weder teure Datingportale oder Escortservices leisten. Dass die Verbreitung von Pornografie über Smartphones ein Massenphänomen ist, wundert nicht. Das Smartphon selbst ist ein solches. Kaum eine Region in der Welt ist nicht von diesen modernen Kommunikationsmitteln verschont. Ist das gut oder schlecht? Genau, sowohl als auch. Kann man das Rad zurückdrehen? Wohl kaum. Man kann nur Aufklären, Erziehen und versuchen, mit den Möglichkeiten vernünftig umzugehen. Ob dieses Buch dabei hilft, möchte ich bezweifeln. Ja, es gibt Ratschläge. Und ja, es ist auch eine offensichtliche Werbeplattform. Müssen die einschlägigen Pornoseiten, Dating-Portale oder sogar diverse DVD-Titel genannt werden? Ich denke nein. Wer etwas sucht, wird dies auch so finden. Wer "toys" sucht, braucht auch keine Produktplatzierung in diesem Buch. Und auch wenn es mit Augenzwinkern gemeint war, brauche ich persönlich nicht die Vorstellung einer Kanzlerin, die durch ihre wohnliche Nähe als mögliche Premiumkundin für ein Masturbationshilfsmittel dargestellt wird. Aber wem es gefällt. So wie der Gebrauch des Smartphones bereits zu anatomischen Veränderungen (Genickhaltung und Daumenverkrümmung) führt, wird auch der unbeschränkte Zugang zu Pornos und Sexualpartnern weiterhin die Menschen verändern. Letztendlich sind wir triebgesteuert und wie z.Bsp. der enorme Fleischkonsum oder das Thema Umweltschutz zeigt, nur bedingt vernunftbestimmt. Menschen eben, fehlerbehaftet und unvollkommen. Und das ist gut so.