Innenansichten des Schicksals

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sophia1 Avatar

Von

Schick wie Schickeria, Saal mit einem a. So stellt sich der Protagonist dieses Titels seinen Lesern vor. Dabei handelt es sich um niemand geringeres als das sympathische, selbstironische Schicksal höchstpersönlich, genannt Sergio, dessen Aufgabe es ist, den Menschen bei der Geburt ihre Bestimmung zuzuordnen: Geschäftsführer eines Ölkonzerns, Ersatzquarterback oder Gouverneur von Kalifornien ... Leider sieht die Konsequenz aus all der Arbeit fast immer so aus, dass es die Menschen letztlich dennoch vermasseln. Sie bekommen es einfach nicht hin. Sie scheitern! Und das viel zu oft. Darum ist es eigentlich kein Wunder, dass das Schicksal total genervt, frustiert und ausgebrannt ist. Was kann man angesichts einer solch unbefriedigenden Sisyphus-Arbeit auch erwarten? Wenn dann der Wunsch fällt, ein besseres Verhältnis zu Tod zu haben, ist eines klar: Sergio ist urlaubsreif und braucht dringend eine Auszeit!

Das Buch ist das gelungene Ergebnis einer kreativen, einzigartigen Idee. Philosophische Gedanken werden hier mit Humor und Sarkasmus verbunden. Witzig ist, dass die Unsterblichen untereinander Sex haben können und die Beschreibung von eben diesem. Ihr Arbeitgeber ist natürlich niemand anderes als Gott selbst, besser bekannt unter dem Namen Jerry. Lustig ist es, wenn seine Beschäftigten die miesen Zahlen erklären müssen (wie etwa die stetig schlechter werdende Quote des Schicksals seit der Industriellen Revolution).

Hochinteressant sind auch die Beobachtungen in einem Einkaufszentrum. Hier stellt das Schicksal ernüchternd fest, dass die Mall die Institution Kirche in den USA längst abgelöst hat. Denn schließlich gibt es dort mehr Shoppingcenter als Kirchen. Materieller Besitz scheint den Menschen immer wichtiger zu werden. Und gerade weil Geld und Besitz eine immer größere Rolle spielt, sind die Kollegen des Schicksals, nämlich Neid und Gier, stets schwer beschäftigt. Ihnen wird so schnell nicht langweilig, ganz im Gegensatz zu Sergio.

Ein gut lesbarer, lustiger Text, der zur Selbstreflektion anregt und dazu einläd, den eigenen Standpunkt zu verlassen und von einem höher gelegenen Blickpunkt aus auf die Menschen und unsere Gesellschaft zu schauen. Als Leser sind wir eingeladen zum Voyeurismus. Genau das hat noch nie so viel Spaß gemacht!

 

Dreiundachtzig Prozent der menschlichen Bevölkerung
sind leicht durchschaubare Gewohnheitstiere. Sie kleben
an ihren Routinen, an Lifestyle und Süchten oder verbringen
ihr Leben damit, eine Abhängigkeit gegen die nächste
einzutauschen.

 

:-) Die Leseprobe macht ganz eindeutig Lust auf mehr!