Schicksal

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Die Hauptrolle in diesem Roman übernimmt das personifizierte Schicksal höchstpersönlich. Auch Sergio genannt, ist es Teil der kosmischen Ordnung, die das Leben der Menschen regelt. Dazu weist es den Personen, die auf seinem Pfad wandeln, ihre optimalen Lebenswege zu. Ob diese dann auch beschritten werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Denn leider ist es so, dass dem Schicksal immer nur die Versager unter den Menschen zugeteilt werden. Die erfolgreichen und zu Höherem auserkorenen, kommen auf den Pfad von Bestimmung, Sergios Kollegin. Aus diesem Grund hat er die Nase voll von seinem Job. Denn nicht nur, dass er die Erfolgsquoten nicht erfüllt, er wird auch ständig für die verpfuschten Leben seiner Menschen verantwortlich gemacht. Obwohl er absolut nichts dafür kann, dass die Menschen von den personifizierten Emotionen wie Feindseligkeit oder Gier zu Entscheidungen verleitet werden, die sie von ihrem besten Weg abbringen. Nach einem Gespräch mit dem obersten Chef Jerry – oder auch Gott – beschließt Sergio, dass es so nicht weitergeht. Also krempelt er sein Arbeitsverhalten um und bricht die wichtigste Regel seines Arbeitsvertrags: Misch dich niemals in das Leben der Menschen ein. Mit den besten Absichten begonnen, haben seine Versuche, die Menschen auf den richtigen Weg zu schicken, allerdings unbedachte Folgen, die Jerry gar nicht gefallen.

Abgesehen von seinem desolaten Arbeitsleben hat das Schicksal ein weiteres Problem: Er verliebt sich Hals über Kopf in Sara, eine Sterbliche. Und so bricht er die nächsten Regeln, die Jerry aufgestellt hat; nie Beziehungen mit Menschen einzugehen und ihnen vor allem nichts von dem kosmischen Gefüge zu erzählen.

 

Dieses Buch ist, um es mit einem Wort zu beschreiben, sehr amerikanisch. So ziemlich jedes Klischee über die Menschen in den USA kommt darin vor und selbst der Schreibstil ist in dieser gewollt lockeren, leicht ironischen Art gehalten. Fast gezwungen zwanglos, wie ich es eigentlich nur von amerikanischen Schriftstellern kenne.

Die Geschichte ist zwar nicht neu, aber trotzdem unterhaltsam. Gott als Manager der Menschheit unterstehen Mitarbeiter wie zum Beispiel Karma, Faulheit, Glück, Liebe, Gerücht, Tod und so weiter, die ihrem Namen entsprechend auf der Erde unter den Menschen genau das verteilen: Karma, Faulheit, Glück, etc. Auf den ersten Blick wird die Menschheit in diesem Roman ganz schön aufs Korn genommen. Ihre Konsumsucht und ihre Neigung, sich ständig alle Chancen auf ein besseres Leben zu verbauen. Denn erst dadurch entstehen ja die Probleme des Schicksals. Es sieht in die Zukunft der Menschen, und das mit allen möglichen Alternativen. Deshalb weiß es auch immer, wie das Leben seiner Menschen verläuft und auch, wie es verlaufen könnte. Diesen Aspekt finde ich sehr schön herausgearbeitet und es wird nicht langweilig, die Pfade der beschriebenen Menschen zu verfolgen; vor allem nicht, nachdem Sergio aktiv in den Verlauf eingegriffen hat.

Hauptsächlich beschäftigt sicher der Roman aber natürlich mit Schicksals eigenem Schicksal. Mit seinen Versuchen, den Job besser zu machen und mit seiner Beziehung zu Sara. Dabei interagiert es auch mit den anderen Unsterblichen, die es schon seit Ewigkeiten kennt, und die alle einen paradoxen Spleen haben. Oder wer kann sich vorstellen, dass der personifizierte Tod eine schreckliche Phobie vor Leichen hat? Diese kleinen Details der Charaktere des kosmischen Gefüges machen den Roman zu einem humorvollen und unterhaltsamen Buch.

Allerdings wurde diese Art von Humor doch ein wenig überreizt. Wenn man 400 Seiten ständig mit dem selben Witz konfrontiert wird – wenn auch immer in etwas abgewandelter Form – verliert dieser irgendwann an Würze. Auch der Schreibstil eignet sich meiner Meinung nach eher für eine regelmäßige Kolumne und nicht unbedingt für einen Roman. In überschaubaren Dosen kann man ihn sicher besser würdigen, denn so ist der anfängliche Reiz schnell verflogen.

Was mir aber dann noch gut gefallen hat, waren die leicht metaphysisch angehauchten Fragen gegen Ende: Was macht Mensch-Sein aus? Was ist (ein bisschen überspitzt formuliert) der Sinn des Lebens? Und vor allem die Antworten darauf, die zwar nicht klar formuliert werden, aber dennoch leicht zu erkennen sind.

Schicksal! war für mich ein nettes Leseerlebnis. Nicht anspruchsvoll oder überraschend, aber mit einigen lustigen Passagen ist es ideal als entspannende (Spät-)Sommerlektüre geeignet.