Witzig, aber mit ernstem Hintergrund

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In jedem Fall ein Buch, das geübte Leser/innen ab 8 mögen werden, denn es ist vordergründig witzig und sehr gut geschrieben. Schwarz-weiße Zeichnungen im Comic-Stil, die Einteilung in kurze Kapitel und eine übersichtliche Druckgrafik tragen dazu bei, dass die immerhin knapp 190 Seiten gut zu bewältigen sind, außerdem kann ein Kind auch Antolin-Punkte sammeln.
Zu Beginn des Romans werden von Jakobs Familie Vorbereitungen für einen Umzug an den Stadtrand getroffen. Dieser ist nötig, um dem 10-jährigen Ich-Erzähler Jakob eine ruhigere Umgebung zu bieten, denn er leidet unter einer Angststörung und seine Therapeutin hat eine reizärmere Umgebung empfohlen. Die 4 Jahre ältere Schwester Lilli ist nicht begeistert, ihr Schulweg wird mühsamer. Was sie äußert, sollte ernst genommen werden: Es gehe immer nur um ‚den kleinen Spinner‘, also Jakob. Schisser ist der Stoffhase, den er immer bei sich trägt, ein Angsthase, der ihm bei der Bewältigung des Stresses helfen soll, die seine Ängste auslösen. Und das ist eine Situation, in der kein Kind stecken sollte: Jakob ist klug, strukturiert und sieht seine Situation sehr klar, aber die vielen Gefahren, die im Alltag lauern, sind ihm stets präsent. Seine Panikattacken und die um mögliche Gefahren kreisende Gedanken werden sehr anschaulich beschrieben. So wird schon die Autofahrt in das neue Wohngebiet, das Feuerviertel, für ihn zu einer Herausforderung, die er nur mit Helm und Knie- sowie Ellenbogenschützern überstehen kann. Der Vater verfährt sich und in einem Schrebergarten entdeckt Jakob einige Hühner in viel zu engen Kisten. Es empört ihn, aber er kann noch nichts unternehmen.
Im Feuerviertel lernt er andere Kinder kennen, die eine Bande gebildet haben. Um dazuzugehören, soll Jakob eine Mutprobe bestehen. Es kommt, wie es kommen muss, seine große Schwester erweist sich als Retterin in der Not und holt ihn aus der Situation nach Hause. Das erste Mal war Jakob nahe daran, auch Freunde zu haben, zu einer Bande zu gehören, und nun das: Die Angst ist stärker. Er ist am Boden zerstört. Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte – sonst wäre der Roman ja nichts für Kinder. Wie es gelingt, die Hühner zu retten und was Jakob damit zu tun hat, ist unterhaltsam und spannend erzählt. Allerdings bekommt man beim Lesen den Eindruck, dass es am Schluss sehr überstürzt zugeht und die Glaubwürdigkeit darunter leidet. Auch gibt es lose Enden, die vielleicht für eine Fortsetzung gedacht sind, aber unbedingt sofort eine Lösung verlangt hätten. Immerhin hatten der Hühnerbesitzer und sein Kumpan noch etwas Schlimmes vor.
Insgesamt ein etwas zwiespältiges Fazit: Zu ertragen ist die witzige Darstellung der Ängste nur, weil Jakob selbst davon erzählt und es als Galgenhumor gewertet werden kann. Wir sehen ein Kind, das eigentlich krank, aber vielleicht auf einem guten Weg ist.
Die Zeichnungen dürften eher Kinder ab 10 ansprechen, da sie karikaturenhaft daherkommen und jüngere Kinder doch eher hübsche und bunte Illustrationen bevorzugen.