open start auf sylt

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Merle wird 50 und will mit Mutter und Stiefvater drei Tage lang still auf der Insel Sylt feiern. Doch Eltern und Schwestern überraschen sie mit einem Riesenfest, zu dem sie 50 unerwartete Gäste geladen haben.
Ein hübsches Coverbild, ein paar farbig beschriebene Ansichten von Sylt, eine durchprogrammierte, vielseitige Geburtstagsfeier, jede Menge Charaktere. So ganz nebenbei werden die Probleme des Mangels an Servicekräften und bezahlbarem Wohnraum auf der Insel gelöst. Auch für nicht wenige Beteiligte eröffnet sich ein neuer Start. Statt open end ergibt sich zur Abwechslung mal ein open start.
Aber sonst? Über weite Strecken, ich denke dabei an allzu ausführliche Lebensrückblicke und das endlose philosophische Gespräch zu früher Stunde unter stark angetrunkenen Menschen, wirkte der Roman auf mich etwas langatmig. Die diskutierten Perspektiven waren denn auch reichlich ausgelutscht.
Manche Personen fand ich überzeichnet, sie wurden für mich dadurch unglaubhaft. Für etliche Gäste wurde das Fest zur Partnertauschbörse. Es gab durchgeschüttelte Beziehungen, Tantra, Outings, Ärger, Tränen, Enttäuschungen am laufenden Band. Vieles war vorhersehbar und zumindest für uns mitdenkende Leser keine Überraschung.
Warum „schlaflos auf sylt“ ein Glücksroman sein soll, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Vielmehr entpuppt es sich als Ratgeber für Menschen um die 50.
Was mir aber gar nicht gefallen hat waren die vielen Füllwörter, noch dazu in textnaher mehrfacher Wiederholung. In dieser Hinsicht hätte ich der Autorin mehr Sprachkunst zugetraut. Schön fand ich hingegen, dass Claudia Thesenfitz sich auf dreieinhalb Seiten hinweg bei so vielen Menschen bedankt.
Als Strandlektüre eignet sich der Roman durchaus. Die Ansprüche dürfen nur nicht allzu hoch liegen.