Großartiger Roman!

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lynn253 Avatar

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Aza, Ich-Erzählerin des Roman, ist ganz bestimmt keine stereotype Protagonistin. Sie sehr besonders, sehr sympathisch und sie leidet unter Angstzuständen und Panikattacken. Sie kämpft damit, wer sie ist und was sie überhaupt zu einer Person macht. Sie kämpft mir ihren Gedanken.
Jeder hat sich vermutlich schon mal gefragt, wo dieser oder jener Gedanken auf einmal herkam und jeder denkt an einen rosa Elefanten, wenn man aufgefordert wird, genau das nicht zu tun. Aber bei Aza geht es noch viel weiter: sie hat das Gefühl, ihren Gedanken ausgeliefert zu sein. Gedankenspiralen nennt sie es, in die sie herabgezogen wird.
Überhaupt hat sie einen sehr eigenen, sehr interessanten Blick auf die Welt und die Menschen.

Neben Aza gibt es noch ihre beste Freundin Daisy, die sie dazu überredet, nach einem verschwunden Milliardär zu suchen, sowie Davis, Sohn eben jenes Milliardärs.

Nach dem Klappentext und der Leseprobe hatte ich zunächst mehr Abenteuer erwartet: Spuren, die gefunden und Rätsel, die gelöst werden müssen auf der Suche nach einem verschwundenen Milliardär. Dieser Teil der Geschichte steht aber gar nicht im Vordergrund, dazu ist Aza viel zu sehr in ihren Gedanken gefangen. Gestört hat mich das nicht, schließlich gibt es so viel in dem Buch, so viel über das man nachdenken kann, auch nach dem Lesen. Wer bin ich? Was definiert mich? Kann ich selbst entscheiden, was ich denke? Oder bin ich meinen Gedanken ausgeliefert?

Auch hat mir gefallen, wie viel man über all das erfährt, wofür die Figuren sich interessieren. Zum Beispiel setzt Aza sich sehr viel mit den Vorgängen im menschlichem Organismus auseinander, insbesondere mit allem, was Bakterien betrifft. Dazu tauchen viele Fakten und Details auf.
Und von Davis erfährt man eine ganze Menge über Sterne und Sternbilder. Auch Gedichtausschnitte oder Zitat kommen immer wieder vor.

Der größte Teil des Romans ist in der Ich-Perspektive aus Azas Sicht geschrieben. Sie erzählt offen und ehrlich, wendet sich manchmal an den Leser und kann an der einen oder anderen Stelle ironisch sein.
Dazwischen gibt es kurze Passagen, die nur aus den Nachrichten bestehen, die Aza und Davis hin-, und herschicken.
Außerdem schreibt Davis auf einem Blog, dessen Beitrag auch einen (sehr kleinen) Teil des Erzählens ausmachen. Das finde ich sehr schön, da man so auch ein wenig direkt aus seiner Sicht erfährt, außerdem sind seine Texte poetisch, nachdenklich und wunderschön.
Überhaupt hat mir die Sprache sehr gut gefallen. Azas Gedankenwelt und ihr innere Zweispalt wurden sehr eindrücklich geschildert und ich konnte mich wirklich in sie hineinversetzten und mit ihr mitfühlen.

Und auch wenn ihre Angstzustände und Gedankenspiralen im Vordergrund stehe mögen, geht um so viel mehr als das: Es geht um Freundschaft, um Liebe, um Familie. Um Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung. Um Erwachsenwerden. Ein wenig um Literatur. Ein wenig um Star Wars. Darum was Geld mit einem macht. Wenn man es hat. Oder eben auch nicht.

Insgesamt ein großartiger, sehr besonderer Roman, den ich auf jeden Fall wieder lesen werde!