"Jemand zu finden, der dieselbe Welt sieht, ist ziemlich selten." (S.14)

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tochteralice Avatar

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Vor ein paar Jahren kannte Aza so einen. Davis nämlich, sie waren gemeinsam im Sommercamp. Aber sie haben sich aus den Augen verloren, denn was haben ein attraktiver Millionärssohn, dem die Welt zu Füßen liegt und die neurotische (bestenfalls) Tochter einer verwitweten Mathelehrerin schon gemeinsam?

Jetzt jedenfalls soll der Kontakt wieder aufgenommen werden und zwar auf Initiative von Azas bester Freundin Daisy. Davis' reicher Vater ist nämlich verschwunden und Daisy rechnet sich was aus. Es ist nämlich eine Belohnung ausgeschrieben worden und die will sich Daisy, die ständig klamm ist, unter den Nagel reißen. Und Aza soll mittun - gerade aufgrund ihrer früheren Kontakte zu Davis.

Aza und Kontakte - das ist schon ein Ding für sich, denn eigentlich ist Aza anders. Sie hat Ängste, Ticks, Manien - und gerade die überdrehte Daisy sowie deren Umfeld zögern nicht, dies ihr auch ständig zu vermitteln. Wie auch ihre Mutter, die sehr liebevoll, aber auch überbesorgt ist. Aus gutem Grund zwar, das macht es aber für Aza nicht besser.

Und dann trifft sie Davis wieder und er verhält sich ihr gegenüber ganz anders. Und sie haben sehr viel gemeinsam, was das Zusammensein für Aza aber nicht unbedingt leichter macht. Eben weil sie so ist, wie sie ist.

Das alles ist kein knallharter Krimi, wie man ob des Plots mit der Suche nach dem Vater denken könnte, sondern original John Green. Und der schreibt wirr, neurotisch, liebevoll - eben ganz besonders und sehr Grün, entschuldigung, Green. Und genau deswegen mag ich ihn - weil er mich dazu zwingt, gerade kompliziertere Vorgänge zu ergründen, komplexe Persönlichkeiten - und Aza ist nicht die Einzige davon in diesem Roman - an mich heranzulassen. Als Jugendbuch trotz des Hypes, der darum gemacht wird, mit Vorsicht zu genießen - in dem Sinne, dass man sich gut überlegen sollte, welchem (jungen) Menschen man es schenkt. Der eine wird es nicht verstehen, der andere wird so tun, als ob, weil es eben ein In-Buch ist, den Dritten wird es verstören, also sogar zu tief treffen. Der Vierte, der wird Aza in ihr schwieriges Leben folgen und auch die lustigen Szenen zu schätzen wissen und genau dieser Vierte ist es, den man erkennen sollte - und zwar altersunabhängig , denn für ihn kann das Buch zu einem wahren Lebensbegleiter werden. Oder auch einfach zu einem Buch, mit dem er sich gerne und kritisch auseinandersetzt.

So, wie es bei mir der Fall war. Einiges war mir zu extrem, Aza wurde - gerade durch ihre Busenfreundin Daisy - ganz schön in die Ecke des Freaks gedrängt, wobei das doch gerade nicht so sein wollte. Und manchmal war es mir, auch wenn es sehr "Green" war, doch ein wenig zu verwinkelt, etwas zu wirr. Dennoch eine lohnende, eine besondere Lektüre, die noch lange nachhallen wird.