Volltreffer!

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mel.e Avatar

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Nach "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" habe ich auch andere Bücher des Autors John Green gelesen und war leider nur mäßig überzeugt. Manchmal schreibt ein Autor einen Volltreffer und danach kommt nicht mehr das, was der Leser erwartet. "Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" hat mich nun endlich wieder überzeugen können und mich tief berührt. Aza ist eine sehr gelungen beschriebene Protagonistin und ihre Sorgen und Ängste gingen mir nah. Es wirkte authentisch und auch wenn sie am Ende immer noch ihre inneren Kämpfe ausstehen wird, sah ich eine deutliche Verbesserung und es gab Hoffnung auf Genesung.

Manche Schicksalsschläge bedrücken sehr und verändern uns Menschen dermaßen, dass wir es nicht schaffen ohne fiese Gedanken zu überleben. Ich empfand daher den gewählten Titel des Buches sehr gut gewählt, da er zu der Story passend ist. "Turtels All The Way Down" im Original empfand ich um einiges unstimmiger. Meist ist es so, dass mir der Originaltitel besser gefällt, aber bei diesem Roman empfand ich ihn in Deutsch sehr gelungen. Auch das Cover ist meiner Meinung nach stimmig, denn im Buchregal sieht der Buchrücken wie der Bruder des Romans "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" aus, was ich als sehr mochte. Da "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" zu meinen Lieblingsbücher zählt, fällt es schwer nicht immer wieder Bezug zu nehmen, wobei "Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" eine ganz andere Story erzählt und nicht im Entferntesten Parallelen zu finden sind. Dennoch war John Green in den geschriebenen Worten zu finden und das war, was letztendlich überzeugen konnte.

Die Grundstimmung in "Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" ist unglaublich traurig und setzt sich sehr gelungen mit einer Psychose auseinander. Die Psychose ist erklärbar und hängt mit einem großen Verlust zusammen. Aza steckt definitiv immer noch in einer Art Schockzustand und kann diesen nicht überwinden trotz Therapie und Medikamentation. Es war für mich hart mich auf Aza einzulassen, zumindest bis zu dem Punkt bis das Begreifen einsetzt. John Green hat Aza wunderbare Menschen an die Seite gestellt, die ihr Leid ertragen und mittragen. Fakt ist, dass Aza nicht komplett gesundet, aber ein Anfang gemacht wird. Vielleicht wird sie nie in der Lage sein einen Menschen bedingungslos zu lieben und Nähe zuzulassen, aber sie wird definitiv lernen mit ihren Ängsten umzugehen. Die Suche nach dem Millionär ist dramatisch und endet kompliziert, ist aber für den Verlauf der Story und Azas inneren Veränderungen notwendig.

Ich vergebe gerne eine Leseempfehlung, denn "Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" hat mich komplett überzeugt. Es ist definitiv kein Wohlfühlbuch. Eine Psychose wird in den Vordergrund gestellt, die für mich zwar nicht nachvollziehbar war, aber sehr authentisch dargestellt ist, dass es nachwirken wird. Angst definiert jeder Mensch anders und Azas Zwänge sind irgendwann verständlich.