Wer bestimmt, wer du bist?

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suse9 Avatar

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Aza ist ständig der Angst ausgesetzt tödlich zu erkranken. Ihr inneres Ich, wenn es denn ein Ich überhaupt für sie gibt, gaukelt ihr vor, dass es in ihm von gefährlichen Bakterien nur so wimmelt und ständig weitere hinzukommen. So versucht sie alles zu vermeiden, das dazu führen könnte, ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Erschwert wird dieser Kampf dadurch, dass Gedanken, einmal angestoßen, ein Eigenleben entwickeln, sich beschleunigen und schwer stoppen lassen, so dass sich Aza gezwungen sieht, ihnen nachzugeben. Ohne ihre beste Freundin Daisy wäre Aza hoffnungslos verloren. Die muntere Daisy hat ihr Herz auf dem richtigen Fleck und hilft ihrer Freundin oft aus der Spirale heraus, in der diese zu versinken droht.

John Green schildert Azas Zwangsvorstellungen verständlich, ohne sie zu beschönigen und zu verharmlosen. Der Leser wird in die Lage versetzt, sich hineindenken zu können und der Blick auf diese Problematik erweitert. Ich habe durch den Roman einiges dazulernen können – sowohl über Zwangsstörungen als auch Trauerbewältigung, Freundschaft und Ehrlichkeit. Die Charaktere sind detailliert gezeichnet, so dass man eine Beziehung zu ihnen finden kann. John Green verzichtet völlig auf Kitsch und Klischee. Er gibt nicht vor, auf alles eine Antwort zu haben, strahlt jedoch Hoffnung aus und bietet eine helfende Hand. Der feine Humor brachte mich zum Lachen, die zunehmende Dramatik zum Weinen.

Besonders gefallen haben mir auch die vielen Zitate aus der Weltliteratur, die geschickt in die Handlung eingebettet sind. John Green gibt seiner Leserschaft ein paar interessante Denkansätze mit auf den Weg. Dabei geht er nicht belehrend sondern fast sanft vor.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Gern empfehle ich es weiter.