Stillstand

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laberlili Avatar

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Ich mochte "Junge mit schwarzem Hahn" sehr gerne und habe nach dessen Lesen fast schon nach mehr von der Autorin gegiert; da war ich tatsächlich enttäuscht, dass es sich bei jenem Roman um ein Debüt gehandelt hatte und ich nicht einfach direkt noch ein anderes Buch von ihr lesen konnte.
Die Leseprobe zu "Schlangen im Garten" hat mich nun anders, sehr persönlich, berührt, da ich als Kind einen plötzlichen Todesfall in der direkten Verwandtschaft miterleben musste, bei dem ebenfalls drei Kinder (das Älteste allerdings in Linnes Alter) zurückblieben. Die anfängliche Beschreibung des Zustandes der Familie erinnert mich an die Atmosphäre damals bei uns, zumal das mittlere Kind sehr der Darstellung Linnes entsprach, der Wut, die sich da eine Bahn brach...

Die Nachbarn empfinde ich hier als sehr übergriffig, habe aber zugleich überlegt, ob der dichtgewebte Kokon, in den die Familie hier verstrickt ist, nicht womöglich ein Trugbild ist; da man zunächst ja von Seiten der Familie erzählt bekommt, mag es von außen ganz anders dort aussehen. Vielleicht bleiben Dinge nicht einfach nur liegen, sondern die Wohnung ist zum Messie-Haushalt verkommen, dessen "Ausdünstungen" auch die anderen Mietparteien im Haus betrifft.
Das "Traueramt", was bereits in der Leseprobe zum Schluss auftritt, betrachte ich sehr argwöhnisch: einerseits fand ich es schön, dass man hier bei der Trauerarbeit unterstützend tätig wird; ich hätte mir dereinst diesen spezifischen "Kontakt nach außen" gewünscht; andererseits fand ich diesen offensichtlichen Zwang, der Trauer in fixe Strukturen zu drängen zu versuchen scheint, absolut aufdringlich - und nicht minder übergriffig wie die geschilderten Leute aus der Nachbarschaft.

Alles in Allem hat mich die Leseprobe nun wiederum überzeugt; es bleibt dabei, dass ich unbedingt noch (nun eben dieses) Buch der Autorin lesen möchte.