Tod und Märchenhaftes

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
missmarie Avatar

Von

Stefanie von Schulte ist - man kann es nicht anders sagen - eine unkonventionelle Autorin. Das hat sie schon mit ihrem Debüt "Junge mit schwarzem Hahn" gezeigt. Und auch wenn sich der Klappentext ihres zweiten Buches weniger märchenhaft liest, finden sich hier äußerst ungewöhnliche Einfälle. Statt "Steine zu fressen", verspeist die Familie das Tagebuch der toten Mutter, verleibt sich ihre Geschichte ein oder versucht - wie im Fall der Tochter - zumindest einen kleinen Teil der Worte zu retten. Ist das eine Form legitimer Trauer? Diese Frage stellen bald die Nachbarn. Aber was ist eigentlich der richtige Umgang mit Toten? Und wer entscheidet das?

Besonders gelungen sind hier wieder einmal von Schultes großartigen Metaphern und Symbole. In wenigen Sätzen steht so viel Ausdehnbares, dass das Lesen zum Fest der Interpretation und Deutung wird. Grandios!