Intrigen und Skandale auf Schloss Liebenberg

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Mitte 1907 ist die „Eulenburg-Affäre“ in aller Munde. Die Fürstenfamilie leidet sehr unter den Anschuldigungen, die sie auch gesellschaftlich extrem ausgrenzen. Der Kaiser hat sich abgewandt und der Fürst wird zunehmend kränker. Seitdem Adelsheids Mutter mangels ärztlicher Hilfe, die Adelheid bei der Fürstin erbeten hatte, verstorben ist, sinnt diese auf Rache. Diese Gedanken konnte ich ihr auch nicht verübeln, schließlich kämpft ihre Familie ums nackte Überleben und erleidet erneut einen Schicksalsschlag. Was dringend fehlt ist Geld für Essen, Kohlen und ärztliche Hilfe. Würde eine unerwartete Geldquelle durch den Verkauf von Informationen nicht die Lösung des Ganzen sein?

Doch nicht nur mit diesen Problemen hat sich die Dienerschaft rumzuplagen. Das ungehörige Verhalten von Oswald Opitz, dem Butler belastet alle schon lange. Das ein und andere Mal entkommen Adelheid und ihre Freundin und Zimmergenossin Hedda nur knapp seinen Übergriffen. Also entwickeln das Stubenmädchen Hedda, Adelheid und der 1. Diener Viktor Nowak einen Schlachtplan, um diesem seine Druckmittel zu entwenden. Doch was als positiv erhofft wurde, machte alles nur noch schlimmer.

Gerade die Machtspielchen, Gehässigkeiten und Intrigen innerhalb der Dienerschaft hat mich am meisten gefesselt. Den Herrschaften zu dienen und sich gegenüber den Kollegen zu behaupten ist ein anstrengend und nichts für zarte Gemüter. Was bin ich dankbar für geregelte Arbeitszeiten und meine Freizeit. Rechte, für die man Anfang des 20. Jahrhunderts kämpfen musste. Erfreulich, dass Hedda durch die Bekanntschaft mit dem Kammerdiener Arthur, der Mitglied der sozialistischen Partei ist, anfängt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu engagieren. Leider spielt das Schicksal ihr in Form eines intriganten Komplotts durch den Butler Oswald Opitz und das verlogene Hausmädchen Lydia übel mit.

Ich mag den mitreißenden und flüssigen Schreibstil von Hanna Caspian, der mich das Buch kaum aus den Händen legen ließ. Geschickt hat sie den historisch belegten Skandal mit dem Leben der Dienerschaft auf Schloss Liebenberg verwoben. Die Darstellung der Charaktere mit ihren Handlungen und die geführten Dialoge wirken authentisch, der Zeit angepasst und interessant.
Viel zu plötzlich war ich am Ende angelangt, sind doch noch so viele Fragen offen, wie es mit Adelheid, Hedda und Viktor weitergeht. Welchen Weg hält die Zukunft für diese bereit? Und bekommen Oswald Opitz und Lydia endlich ihre gerechte Strafe? Fragen, die im finalen Band HINTER DEM GOLDENEN SCHATTEN, der am 01.09.2023 erscheint, hoffentlich beantwortet werden.

Vielen Dank liebe Hanna Caspian für den erneuten Ausflug in den Dienstbotentrakt des Schlossen Liebenberg zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein klare Leseempfehlung und verdiente 4,5 Sterne von mir.

Mein Fazit:
Auch Band 2 beschert dem Leser wieder einen spannenden Ausflug in das herrschaftliche Schloss Liebenberg und deren Dienerschaft zu Zeiten eines der größten Skandale im Kaiserreich. Mitreißend gibt Hanna Caspian gerade dem Leben und Wirken der Dienerschaft eine Stimme.