Du Burschi, wird des jetzt wos mit uns, oder net!?

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ismaela Avatar

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Es gibt viele Ratgeber. Es gibt aber auch nicht wenige Anti-Ratgeber. In jeder Frauenzeitschrift findet man Artikel, die einem sagen, dass man toll ist, so wie man ist. Dass man sich nicht verbiegen soll. Dass es okay ist, mal faul zu sein. Oder abwesend. Oder nicht im Mainstream.
All das sagt Frau Mairhofer in ihrem Buch auch. In vielen kurzen Kapiteln pickt sie sich eine Episode - in der Regel aus ihrem Leben - heraus, die in einer bestimmten Norm ablaufen sollte: Liebesleben, Fitness, Sauberkeit, Beziehungsalltag, Kindererziehung, Aussehen, Freundschaften, innere Mitte, Beruf, Erfolg etc. pp. In einer sehr launigen, aber auch erfrischend überraschend humorvollen Art und Weise werden solche Allgemeinplätze abgehandelt und enttrhont. Bei sehr vielen Sätzen musste ich lachen, vor allem, wenn es um bayerisches / österreichisches G'schmaatz geht; auch kommt Frau Mairhofer sehr sympathisch rüber, wenn sie ihre Unzulänglichkeiten und ihr inneres Faultier auf die Schippe nimmt. Oft war ich auch mit ihr einer Meinung, wenn sie sich über Helikoptermütter auslässt, über die ständige Erwartungshaltung vor allem Frauen gegenüber, oder die lästigen Erklärbären, die mich ebenfalls regelmäßig auf die Palme jagen.
Nur: der Autorin mag es sehr leicht fallen, das etwas verpeilte Chaostütchen zu geben und sich Erwartungen gegenüber mehr oder weniger zu sperren - sie kann es sich schlicht und ergreifend leisten. Sie muss sich im Beruf nicht mehr beweisen, denn sie ist bereits erfolgreich. Sie muss sich auf der Suche nach Mr. Right nicht mehr verbiegen, sie hat ihn bereits. Sie ist eine hübsche Frau, sie hat ein Kind, sie hat ein Eigenheim am Münchner Stadtrand, sie ist Yoga-Lehrerin. Das darf sie auch alles sein, und vieles davon ist ihr nicht einfach so in den Schoß gefallen - nur macht dies ihr Buch bzw. ihr Anliegen nicht glaubwürdig. Wenn mir eine Schönheit sagt, "Innere Werte sind wichtiger als Äusserlichkeiten!", oder ein Millionär "Geld macht nicht glücklich!", dann komme ich mir ein bisschen veräppelt vor.
So bleibt alles in allem ein sehr amüsantes Buch übrig, das sich sehr angenehm lesen lässt, insgesamt aber nicht hängen bleibt.