umfangreicher Lesestoff für Diskussionen

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wallerie0 Avatar

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Gegönnte Unordnung, freiwilliger Verzicht, der natürlich nicht als solcher gesehen wird, das sind nur einige der zahlreichen Weisheiten, die uns die Autorin sehr schmackhaft zu machen versteht. Für einige wenige könnte diese Lektüre somit zum ultimativen Ratgeber avancieren, da er auch immer eine passende Ausrede oder vermeintlich plausible Rechtfertigung für das eben nicht tun bereithält, der man bisweilen so gar nichts entgegen setzen kann.
Hier hat jemand die Menschen und sich selbst genauestens beobachtet und mehr oder weniger tiefgründig analysiert. Die dargestellten Sichtweisen sind schlüssig und witzig zugleich. Jeder wird beim Lesen leicht feststellen, wie er selbst konditioniert wurde. Sehr zum Nachdenken anregend sowie zum eigenen Beobachten und Schlussfolgern motivierend, stellt man sich danach doch Fragen wie „ist das, was alle machen, wirklich immer richtig“, will ich selbst wirklich oder habe ich nur ein schlechtes Gewissen“. Gewöhnung trifft auf Überzeugung. Die eigenen Handlungs- und Denkmuster wird es aber leider bei den meisten nicht dauerhaft beeinflussen, stünde man doch damit ziemlich allein auf weiter Flur. Lacher und Aha-Effekte sind aber auf jeden Fall garantiert.
Während des Lesens war ich stets hin und her gerissen. Dieses Handeln frei nach dem Motto „mir doch egal“ oder „ich bin okay so wie ich bin“ mag ich eben bei vielen gar nicht, da es doch meist in egoistischer Weise ausgelebt wird. Ebenso sieht die Autorin manche Dinge einfach zu schwarz / weiß und urteilt für meinen Geschmack zu pauschal. Die beschriebenen Personen-Typen sind doch charakterlich sehr extrem und auch für einen Laien schnell als das zu identifizieren.
Wer schlank / mollig sein will, soll es eben sein und das darf er auch, ohne dass darüber jemand die Nase rümpft. Wer seine Wohnung sauber mag, ist noch lange kein Pedant. Ich hätte mir viel lieber eine Art Plädoyer Für „Leben und leben lassen“ gewünscht; ohne persönliche Gesamtbeurteilung, denn jeder Mensch ist nicht nur so oder so. Andererseits trägt es enorm zur eigenen Schadenfreude bei, wenn man liest, wie Möchtegerne ihr Fett wegbekommen.
Mir kommt es aber manchmal so vor, als ob Frau Mairhofer der Ablehnung der eigenen Person ein „Angriff ist die beste Verteidigung“ einfach vorweg nimmt. Und dies tut sie auf sehr unterhaltsame, aufheiternde und kluge Weise. In vielen Dingen hat sie wiederum einfach Recht. Wo aber die Grenze ist, an der sich der innere Schweinehund nicht mehr als „Retter“ sondern eher nur noch als kontraproduktiv darstellt, konnte auch sie nicht genau definieren.