Außergewöhnliches Ermittlerduo in Reykjavik

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carola1475 Avatar

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Als im Thingvellir-Nationalpark eine Jugendliche während eines Klassenausflugs verschwindet, werden zwei Außenseiter der Polizei mit den Ermittlungen betraut, alle anderen Kräfte sind durch eine groß angelegte Razzia im Drogenbereich gebunden.
Zu Beginn werden Dora und Rado sehr ausführlich vorgestellt, was zum Auftaktband einer neuen Serie passt, mir aber doch zu langatmig war. Ich finde es nicht glaubwürdig, dass Dora überhaupt noch bei der Kriminalpolizei arbeitet, da sie nach einer schweren Hirnverletzung nicht nur tablettenabhängig ist, sondern auch an einer PTBS leidet. Sie ist hypersensibel, depressiv und obsessiv und hat praktisch täglich starke Schmerzen. Aber sie sieht Details, die anderen verborgen bleiben. Rado ist wegen seiner Herkunft und seines familiären Hintergrunds ein Außenseiter in der Abteilung.

Jónasson schreibt klar, nüchtern und distanziert, die Figurenzeichnung der beiden Protagonisten ist gelungen und es gibt auch gesellschaftskritische Aspekte im Roman, sei es Diskriminierung von Einwanderern, Drogenhandel oder ambitionierte exklusive Bauprojekte für die Reichen.
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, wobei manche Zusammenhänge erst zum Schluss aufgedeckt werden.
Die Handlung rund um Dora finde ich sehr konstruiert und es bleiben Fragen zum komplexen Fall offen. Ich hätte mir eine weniger von Dora abhängige, dafür spannendere Entwicklung des Falls gewünscht und mehr 'show, don't tell'.
Das Cover passt gut zum Setting und der Atmosphäre des Krimis. Bemerkenswert finde ich, dass man aus den Silben der Namen Dora und Rado den jeweils anderen Namen bilden kann.
Ich vergebe 3,5 Sterne.