Schmetterling im Sturm

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Ich hab mir sehr viel von diesem Buch versprochen, weil die Story wirklich gut und interessant klang. Nach der Lektüre war ich allerdings ziemlich enttäuscht. Mir hat das Buch nicht wirklich gut gefallen. Ich hab schon ungefähr die Hälfte des Buches gebraucht, um überhaupt einigermaßen mit den Charakteren warm zu werden. Es hat mich gestört, dass die meisten, vor allem auch die Protagonistin Farah, wie wandelnde Klischees rübergekommen sind. Farah, die starke Frau, die in alles ihre Nase stecken muss und dabei von allen Männern angehimmelt wird. Wie oft wird betont, wie umwerfend sie aussieht und wie hochsensibel sie ist? Von dieser Hochsensibilität merkt man allerdings wenig, bis auf dass sie zweimal von etwas träumt, das auch völliger Zufall sein könnte. Das hat mich absolut nicht überzeugt. Vor allem bei Farah merkt man meiner Meinung auch stark, dass der Autor ein Mann ist, der versucht eine Frau zu schreiben. Es kommt oft einfach krampfhaft rüber. Am schlimmsten fand ich aber noch den jungen Kommissar Calvino, das Klischee schlechthin: er wird als junger, fitter, gut aussehender Mann beschrieben, der gut vor einem an der Kasse im Bio-Supermarkt stehen könnte. Das entgegengesetzte Klischee von Diba, dem älteren, dickeren Kommissar. Da war nichts Interessantes an den Charakteren, das mich neugierig gemacht hat. Ich konnte keinen Draht zu ihnen aufbauen und letztendlich waren sie mir deshalb auch egal.

Die Story an sich ist zwar gut und hat durchaus Potential, aber an der Umsetzung hapert es. Spannung kommt so gut wie nie auf. Das gesamte Buch erscheint mir mehr als eine Aneinanderreihung von Geschehnissen. Die Gefühle und Gedanken kommen insgesamt viel zu kurz oder wirken krampfhaft erzwungen. Daher bin ich wahrscheinlich auch mit den Charakteren nie wirklich warm geworden. Es wirkt alles platt und klischeehaft und gewinnt kaum an Tiefe.

Mit dem Schreibstil komme ich auch nicht klar. Mir kommt es vor, als wäre dies ein Drehbuch für eine Serie, wie Alarm für Cobra 11. Dafür wäre das Buch echt gut geeignet. Besonders im letzten Drittel wird dies maßlos übertrieben. Es ist ja schön, dass versucht wird durch diesen schnellen Szenewechsel Spannung aufzubauen, aber leider funktioniert das nicht, weil es zuvor vernachlässigt wurde, die Tiefe in die Geschichte hinein zu bringen. Es wird einfach Szene an Szene hintereinander weggeschrieben, ohne dass Spannung aufkommt.
Was ich mich auch gefragt hab, warum fängt am "Höhepunkt" der Geschichte plötzlich der Himmel an zu bluten? Das wird nie aufgeklärt und lässt alles nur noch absurder wirken. Oder hat das irgendeine große, symbolische Bedeutung, die ich (wie wahrscheinlich vieles an diesem Buch) einfach nicht verstanden hab?

Zwei Sterne gibt es für die Story. Von allem anderen war ich leider enttäuscht.