zäher Beginn

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nykita Avatar

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3,5 Sterne
Nach der Leseprobe dachte ich eigentlich, das Hauptthema dieses Thrillers wäre Kindeshandel. Allerdings
dient das Schicksal des kleinen afghanischen Jungen nur als Anstoß zur Aufdeckung politischer/wirtschaftlicher
Skandale. Über die Geschichte des Jungen erfährt man leider nur jeweils am Anfang der Überkapitel Genaueres.
Der interessanteste Charakter in diesem ersten Teil der Trilogie ist wahrscheinlich die Journalistin Farah Hafez,
über deren Vergangenheit und Innenleben man im Laufe des Buches so einiges erfährt. Auch wenn diese Passagen
teilweise ein wenig zu ausufernd waren, haben sie mir gut gefallen, ebenso wie die realistischen Beschreibungen der
Städte Amsterdam und Kabul. Die 'Halluzinationen' von Farah, die schon von einigen anderen kritisiert wurden, fand
ich nicht besonders störend, man hätte sie aber auch weglassen können - so wäre das Ganze etwas handfester geworden.
Außerdem hätte ich erwartet, dass Farah ein wenig aktiver recherchiert, ihre Durchbrüche hat sie bei genauem Betrachten nur
dem Zufall zu verdanken.
Mein Hauptkritikpunkt ist, dass die ersten 2/3 des Buches leider etwas zäh sind, man hat das Gefühl es passiert fast nichts,
außer dass ein paar Spuren gefunden werden, mit denen aber erstmal nichts angefangen werden kann. Ich kann verstehen, wenn
weniger geübte Leser oder solche, die noch andere neue Werke zu Hause haben, das Buch vorzeitig abbrechen, da es erst im
Schlussteil actionreich wird. Es ist zwar interessant, dass man auch detaillierter über das Privatleben der Polizisten, der Journalisten und der Ärztin lesen kann, allerdings mag
ich es persönlich nicht so gern, wenn keinerlei 'normale' Personen vorkommen, sondern alle insgeheim irgendwelche
traumatischen und einschneidenden Erlebnisse mit sich rumtragen - Zusatzinfos gut und schön, aber man hätte sich ein bisschen
mehr auf die Ermittlungen konzentrieren können. Wobei man natürlich nicht weiß, inwieweit diese Infos möglicherweise für die nächsten Teile
relevant sind.
Den zweiten Teil würde ich mit der Erwartung, dass dieser dann eher ein Politthriller ist, lesen, da einiges noch ungeklärt bleibt.