Mystery-Queen

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Durch einen (glücklichen) Zufall geriet ich vor einigen Jahren in Yrsa Sigurdardóttirs Bann – und so spannend auch die Reihe um Huldar und Freyja sein mag – ihre wahre Stärke spielt die Autorin aus, wenn sie Richtung Mystery schreibt. Das scheint bei „Schnee“ der Fall zu sein …

Eine fünfköpfige Wandergruppe macht sich im Winter auf den Weg ins isländische Hochland und wird kurz darauf vermisst. Ein Rettungsteam macht sich auf die Suche nach ihnen und steht schon bald vor zahlreichen Fragen: Warum begibt man sich völlig unangemessen ausgestattet in eine so gefährliche Situation? Und fiel die Leiche, die sie finden, einem Unfall oder einem Verbrechen zum Opfer? Parallel zur Suchaktion häufen sich auf einer Radarstation seltsame Begebenheiten: Spuk oder gibt es eine logische Erklärung?

Das Spannendste an „Schnee“ ist die Frage, ob und wie die hier grob angedeuteten 2 Handlungsstränge zusammenhängen. Erzählt werden diese Handlungsstränge zum einen aus Sicht Hjörvars von der Radarstation und zum anderen aus Jóhannas, die Teil des Rettungsteams ist, bzw. Dröfns, die Teil der Wandergruppe ist. Derartige Geschichten sind per se spannend, weil man ja stets wissen will, wie es in den anderen Erzählperspektiven weitergeht. Allerdings entsteht die Spannung beim Leser im Kopf, hier geht es nicht zu wie in einem von Verfolgungsjagd-Spannung lebenden Krimi oder Thriller … Einmal mehr beweist die Autorin, dass sie dieses Spiel meisterhaft versteht. Das hat mehrere Ursachen: Die Ansiedlung in einer dunklen, winterlichen, abgelegenen Gegend, wo sicher jeder Gefahr liefe, das Gras wachsen zu hören; das Spiel mit dem (angeblichen) isländischen Glauben an magische Wesen; das Wissen um (seltsame) Gruppendynamiken; die Neugier des Lesers, zu erfahren, wie die Figuren und das Geschehen um sie zusammenhängen; behutsam dosierte Anspielungen und ein gut lesbarer Schreibstil. „Schnee“ erinnert mich an die ersten Bücher, die ich von Yrsa Sigurdardóttir gelesen hatte. Wie dort allerdings auch ließ mich das Ende etwas ratlos zurück. Während der schnell verflogenen, weil spannenden Lektüre hat mich das Buch aber bestens unterhalten, daher glatte 4 Sterne.